Unmut über Politik und GKV
Viele Ärzte in Hessen schließen ein weiteres Mal aus Protest ihre Praxen
Ärzteverbände rufen zum zweiten Protesttag in Hessen auf und verweisen auf die Gefährdung der ambulanten Versorgung. Im Zentrum ihrer Kritik: Politik und GKV.
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Wie schon am 26. Oktober wollen wieder viele Praxen am 30. November in Hessen schließen.
© Hannes P Albert / dpa / picture alliance
Frankfurt/Main. Viele niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten in Hessen wollen am Mittwoch (30. November) erneut die Praxistüren geschlossen halten, um ihren Unmut über ihre aktuelle Lage zu äußern.
Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen verkündete am Montag wortgewaltig ihre Unterstützung: Der mittlerweile zweite Protesttag im Bundesland richte sich gegen die „derzeit feindliche und respektlose Politik von FDP, SPD und Grünen sowie des GKV-Spitzenverbands gegenüber der ambulanten Versorgung“.
Zu der Protestaktion haben unter anderem der Hausärzteverband Hessen (HÄVH) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Landesverband Hessen (BVKJ), aufgerufen. Zudem sind öffentliche Protestveranstaltungen in Gießen und Fulda geplant, wie der HÄVH am Montag mitteilte.
KV spricht von „Bashing“ der Ärzteschaft
Es sei eine „bodenlose Frechheit und nicht akzeptabel“, wie insbesondere die Gesundheitspolitiker der Bundesregierung, angeführt von Professor Karl Lauterbach, und der GKV-Spitzenverband derzeit mit den Niedergelassenen umgingen, wetterten die beiden KV-Vorstände Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke, und sprechen von einem „Bashing“ gegen selbige.
Die KV verlange eine vollständige Übernahme steigender Energiekosten durch die GKV und einen Ausgleich der inflationsbedingten Preissteigerungen bei Mieten und Personal. „Und nicht zuletzt fordern wir mit unseren Praxisteams Respekt und die so oft verweigerte Wertschätzung für die von uns geleistete Arbeit“, so die beiden Vorsitzenden.
Die zeitnahe und wohnortnahe ambulante medizinische Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte sei massiv gefährdet“, kritisierte der HÄVH-Vorsitzende Armin Beck. „Wenn es so weitergeht, gibt es bald keine freie Arztwahl mehr. Die Qualität der medizinischen Versorgung der Bevölkerung wird drastisch abnehmen und die anonyme Konzernmedizin wird an der Tagesordnung sein.“
Ärger über Forderungen nach Nullrunden
Die Folgen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes mit unter anderem der gestrichenen Neupatientenregelung seien längere Wartezeiten und Aufnahmestopps in den Praxen“, sagte Dr. Ralf Moebus, Landesvorsitzender des BVKJ. Der Bad Homburger Pädiater verwies zudem auf die Kassen-Pläne, die für die Niedergelassenen dieses Jahr lediglich eine Honorarerhöhung von zwei Prozent und in den beiden kommenden Jahren Nullrunden vorsähen.
Bereits am 26. Oktober beteiligten sich zahlreiche Ärzte und Psychotherapeuten an einem sogenannten Protesttag. Auch die Delegierten der Landesärztekammer haben mittels einer Resolution am Wochenende in Friedberg ihre Unterstützung signalisiert. (bar)