Uni Hamburg startet Studie
Wer kommt wie am besten durch eine Pandemie?
Forscher der Uni Hamburg untersuchen, welche Faktoren jenseits von Einkommen und Bildung bei der Bewältigung einer Pandemie eine Rolle spielen.
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Mit den Belastungen durch Homeoffice und Homeschooling sind Familien unterschiedlich fertig geworden.
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Hamburg. Wohnraum, Bildung, Einkommen – dass solche Faktoren beeinflussen, wie Familien eine Pandemie bewältigen, ist hinlänglich bekannt. Sie allein erklären aber nicht, warum Menschen so unterschiedlich durch die Pandemie gekommen sind – wichtiger ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren.
Forschende der Hamburger Universität kündigen hierzu für den Herbst Ergebnisse an, die sie der Politik zur Verfügung stellen.
Verschiedene Faktoren im Blick
„Wir wollten wissen, wie verschiedene Faktoren im Alltag zusammenwirken und ob die Folgen der Maßnahmen ohnehin benachteiligte Bevölkerungsgruppen stärker treffen als bessergestellte“, sagt Soziologin Professor Katharina Manderscheid von der Hamburger Universität. Sie ermittelte vier Gruppen von Faktoren, die die Krisenbewältigung beeinflussen:
• vorhandene Ressourcen wie Einkommen oder Wohnraum
• strukturelle Bedingungen wie etwa die Möglichkeit, Arbeitszeiten frei zu gestalten
• zusätzliche Belastungen wie Krankheit, Schwangerschaft oder Probleme mit Behörden
• habituelle Dispositionen – während des Heranwachsens erworbene Prägungen und Kompetenzen, die darüber bestimmen, wie Menschen eine Situation einschätzen oder welche Handlungsmöglichkeiten sie sehen. Dieses vorbewusste Orientierungsschema ist laut Manderscheid nicht frei wählbar und bleibt zeitlebens relativ stabil.
Zum letzten Punkt: Manderscheid fand unter anderem heraus, dass Menschen mit einem eher asketischen Habitus – also eher disziplinierte und methodisch planende Menschen, für die Pflichterfüllung Priorität hat – besser durch die Pandemie kommen als Menschen mit einem eher hedonistischen Habitus, die eher erlebnis- und spaßorientiert sind und für die das Leben im Moment im Vordergrund steht.
Zusammenspiel entscheidend
Die erste Gruppe war zum Beispiel eher bereit und in der Lage, Freizeit zu opfern, Erwerbsarbeit in den Abend zu verlegen und Kinder beim Homeschooling zu unterstützen. Die zweite Gruppe hatte hingegen Probleme, die Tagesstruktur aufrecht zu erhalten und auf Online umgestellte Weiterbildungen durchzuhalten.
Entscheidender als ein solcher Faktor allein ist aber das Zusammenspiel. „Sobald Familien auf mehr als einem Feld Probleme bekamen, litt ihre Fähigkeit zur Krisenbewältigung enorm“, so Manderscheid.
Für die Untersuchung wurden Familien aus verschiedenen sozio-ökonomischen Milieus im Sommer und Herbst 2021 dazu befragt, wie sie die Pandemie erleben. Die Befragungen fanden teils online, teils vor Ort in Bremerhaven und Schwerin in ausführlichen Interviews statt. Die Veröffentlichung der Ergebnisse ist im Herbst geplant. (di)