Umfrage der AOK NordWest

Westfalen Lippe: Den Menschen ist der Hausarzt wichtiger als Internet

Die AOK NordWest hat 400 Menschen aus Westfalen Lippe befragt: Im Laufe der Pandemie werden sie unzufriedener mit der Gesundheitsversorgung. Und: Der Hausarzt ist ihnen wichtiger als Internetanbindung.

Von Christian Bellmann Veröffentlicht:

Dortmund. Die Menschen in Westfalen Lippe waren nach der ersten Corona-Welle im Sommer 2020 noch deutlich zufriedener mit der Gesundheitsversorgung vor Ort als im Juli 2022. Das ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 400 Bürgerinnen und Bürgern in dieser Region, die die AOK NordWest im Rahmen ihrer Initiative „Stadt.Land.Gesund“ beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben hat. Nach der ersten Corona-Welle im Sommer 2020 lag die Gesamtzufriedenheit bei immerhin 78 Prozent, im Juli 2022 waren es nur noch 63 Prozent.

Nach den Umfrage-Ergebnissen sind unter den verschiedenen Infrastruktureinrichtungen vor Ort für 97 Prozent der Befragten die Hausärzte nach wie vor am wichtigsten – vor der Internetversorgung (88 Prozent), Schulen und Bildungseinrichtungen (87 Prozent) sowie Krankenhäusern (86 Prozent).

Gute Behandlungsqualität wichtiger als Erreichbarkeit

„Unsere Befragung zeigt eindrucksvoll, wie wichtig den Menschen die Gesundheitsversorgung ist“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest: Die Befragten gaben auf die Frage, welche Themen aktuell wichtig sind und worum sich die Bundesregierung kümmern sollte, gleich hinter „Investitionen in Schule, Bildung und Kinderbetreuung“ (86 Prozent) die „Stärkung des Gesundheitssystems“ (82 Prozent) an. Zudem sei bei der Arzt- oder Krankenhauswahl eine gute Behandlungsqualität deutlich wichtiger als eine schnelle Erreichbarkeit.

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71 Prozent der Befragten gaben an, mit den Hausärzten zufrieden zu sein – bei der vorherigen Befragung 2020 waren es allerdings noch 80 Prozent. Die Krankenhäuser kommen auf 75 Prozent (79 Prozent) und Fachärzte auf bei 53 Prozent (65 Prozent).

Dezentrales Krisenmanagement überzeugt weniger Menschen

Auch finden nur noch 29 Prozent, dass sich das dezentrale Krisenmanagement bewährt hat, 2020 waren es noch 44 Prozent. Hohe Zustimmungswerte gibt es weiterhin dafür, Pflegeangebote aufrechtzuerhalten (99 Prozent), für eine flächendeckend gute Versorgung auch in ländlichen Regionen zu sorgen (98 Prozent) und Gesundheitsberufen mehr Wertschätzung zukommen zu lassen (98 Prozent).

Ackermann will sich weiter für innovative Versorgungsformen einsetzen, beispielsweise Videosprechstunden als Ergänzung zum Praxisbesuch. 68 Prozent der Menschen in Westfalen-Lippe können sich inzwischen vorstellen, Fragen zu ihrer Gesundheit per Videosprechstunde mit einer Ärztin oder einem Arzt zu besprechen. Die Zahl der durchgeführten Videosprechstunden ist bei den Versicherten der AOK NordWest während der Pandemie stark gestiegen: von 227 im Jahr 2019 auf 49.641 im Jahr 2021. Dabei zeigten sich 94 Prozent der Befragten mit dem Angebot „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“.

Reformen notwendig

Die Corona-Pandemie hat laut der AOK NordWest deutlich gemacht, dass die medizinische Versorgung bislang zwar gut funktioniert hat, künftig aber noch viel stärker sektorenübergreifend organisiert und flexibel koordiniert werden muss. Das empfinden laut der Studie auch die Menschen in Westfalen-Lippe so: Nur 43 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Abstimmung zwischen medizinischen Einrichtungen während einer Behandlung „gut“ oder „sehr gut“ funktioniert. Als Gründe wurden zu wenig Zeit (81 Prozent), zu wenig fachlicher Austausch (66 Prozent) oder eine fehlende digitale Vernetzung (65 Prozent) genannt.

„Ohne entsprechende Reformen sei davon auszugehen, dass wir auch nach der Pandemie zum alten Auslastungsgrad mit unnötigen Doppel- und Mehrfachuntersuchungen, unwirtschaftlichen Strukturen, zu vielen Krankenhausbetten und Defiziten in der Notdienst- und Notfallversorgung zurückkehren werden“, glaubt Ackermann. Die Corona-Ereignisse hätten weder die Verhältnisse noch das Verhalten von Patienten nachhaltig verändert.

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