Eine der größten karitativen Organisationen in Deutschland

70 Jahre Malteser Hilfsdienst: Mit Erste-Hilfe-Kursen fing es an

Die Tätigkeitsschwerpunkte des katholischen Hilfsdienstes haben sich seit seiner Gründung vor 70 Jahren stark verändert. Heute sind Besuchs- und Hilfsdienste für alte Menschen ein Schwerpunkt.

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Immer wieder neue Aufgaben: Im Dezember 2021 warten Menschen nahe dem Paderborner Dom auf ihre Corona-Impfung, während Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes Tee verteilen.

Immer wieder neue Aufgaben: Im Dezember 2021 warten Menschen nahe dem Paderborner Dom auf ihre Corona-Impfung, während Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes Tee verteilen.

© Christopher Neundorf/dpa/picture alliance

Köln. Am Anfang war Konrad Adenauer. Der erste Bundeskanzler nämlich bat den traditionsreichen Malteserorden Anfang der 1950er Jahre, eine bundesweite Erste-Hilfe-Ausbildung in den katholischen Diözesen zu organisieren.

Adenauer hatte dabei auch den Kalten Krieg und den Zivilschutz im Hinterkopf. 1953 gründeten der deutsche Zweig des Malteserordens und der Deutsche Caritasverband offiziell den Malteser-Hilfsdienst (MHD). Ende September feiern die Malteser in Köln ihr 70-jähriges Bestehen.

Der MHD hat sich zu einer der größten karitativen Organisationen in Deutschland entwickelt. Die Verantwortlichen können auf eine stürmische Entwicklung zurückblicken: Im Gründungsjahr waren rund 1.800 freiwillige Helfer im Einsatz. Heute hat der Verband nach eigenen Angaben rund eine Million Mitglieder und Förderer. Die katholische Hilfsorganisation unterhält deutschlandweit Einrichtungen an rund 700 Standorten, in denen rund 40.000 Hauptamtliche und fast 55.000 Ehrenamtliche mitarbeiten.

Besuchsdienste für Senioren als Schwerpunkt

Seit Bestehen setzen sich die Malteser auch im Katastrophenschutz, im Rettungswesen und im Krankenhausbereich ein. Besuchs- und Hilfsdienste für Senioren sind ein großer Schwerpunkt geworden. Einsamkeit insbesondere älterer Menschen sei ein „riesiges und zunehmend bedrückendes Problem“, sagt Präsident Georg Khevenhüller im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Familienstrukturen verändern sich, und insbesondere immer mehr ältere Menschen fühlen sich komplett alleingelassen.“ Das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören und nicht mehr gebraucht zu werden, wecke Depressionen und Suizidgedanken. Khevenhüller fordert deshalb ein „breites Netzwerk im Kampf gegen Einsamkeit“.

15 Millionen Teilnehmer an Erste-Hilfe-Kursen hat der Verband seit 1954 registriert. Zwischen 1980 und 2021 wurden 128 Millionen Portionen bei „Essen auf Rädern“ ausgegeben. Zudem ist der Verband unter anderem Träger von vier Krankenhäusern und Fachkliniken, 98 stationären und ambulanten Hospiz- und Palliativangeboten, 41 Wohn- und Pflegeeinrichtungen und 72 Einrichtungen für Asylsuchende.

Malteser kümmerten sich um DDR-Flüchtlinge in Budapester Botschaft

Auch international sind die Malteser tätig: Der Ungarnaufstand von 1956 war Startschuss für die Flüchtlingsbetreuung. Auch im Vietnamkrieg waren sie aktiv. Bereits 1966 brach das erste Team mit 20 Einsatzkräften zum humanitären Hilfseinsatz nach Südostasien auf, 1968 wurde ein Kinderhospital bei DaNang eröffnet. 1969 gerieten fünf Malteser-Mitarbeitende in Gefangenschaft des Vietkong, die drei von ihnen nicht überlebten. Im August 1989 kümmerten sich die Malteser um DDR-Flüchtlinge in der deutschen Botschaft in Budapest. Heute organisieren sie Hilfe für Kriegsflüchtlinge im Kongo, die Menschen in der Ukraine oder die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.

Seit 1958 ist der MHD auch ein wichtiger Akteur des Katastrophenschutzes. So war er 1962 bei der Sturmflut in Hamburg oder 2002 beim Hochwasser im Osten ebenso im Einsatz wie nach dem Tsunami im Indischen Ozean 2004.

Handlungsbedarf beim Katastrophenschutz

In diesem Bereich sieht Präsident Khevenhüller dringenden Handlungsbedarf: „Die Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz, die Corona-Pandemie und auch der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zeigen uns, wie verletzlich unsere Gesellschaft ist und wie schnell wir im Gesundheitssystem und der Katastrophenhilfe an unsere Grenzen stoßen“, sagte er.

Neben dem Ausbau professioneller Katastrophenhilfe sieht der Malteser-Chef die Notwendigkeit, den Katastrophenschutz auf breitere Füße zu stellen. Menschen jeden Alters und jeglicher Herkunft müssten medizinisch, pflegerisch und technisch so ausgebildet werden, dass sie im Katastrophenfall zur unmittelbaren Gefahrenabwehr beitragen könnten. (KNA)

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