Ärztin im Beruf: Was tun gegen die Paviane in der Medizin?

Im Hörsaal Realität, bei Patienten akzeptiert: Frauen in der Medizin. Die die ist Männerbastion, nicht zuletzt auch gefördert von der Frauenpolitikerin Rita Süssmuth.

Veröffentlicht:

v. li.: Rita Süssmuth (CDU) und Heide Simonis (SPD)

Bonn, im Januar 1987. Der Bundestagswahlkampf startet in die heiße Phase.

Neben den gesundheits- und sozialpolitischen Programmen der zur Wahl stehenden Parteien analysiert die "Ärzte Zeitung" die frauenpolitischen Initiativen.

Tatsache ist: in allen akademischen Berufen sind Frauen auf dem Vormarsch. Auch in der Medizin.

Erstmals im Wintersemester 1985/85 gab es beispielsweise an der Medizinischen Hochschule Hannover mehr weibliche als männliche Medizinstudenten.

Ärztinnen finden Akzeptanz bei den Patienten, wie die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes Dr. Hedda Heuser-Schreiber in einem Beitrag für die "Ärzte Zeitung" schreibt: "Ärztinnen erweise sich als besonders begabt im Umgang mit kranken Menschen, haben meist mehr Feeling für die psychische Befindlichkeit und gewinnen schneller wichtige Einblicke in sein sozio-ökonomisches Umfeld."

"Ärztinnen brauchen mehr Selbstbewusstsein

Spätestens beim Eintritt ins Berufsleben werden Ärztinnen jedoch diskriminiert. Vor allem die "Gefahr einer Schwangerschaft" ist für Arbeitgeber oft ein Grund, Medizinerinnen nicht einzustellen, kritisiert die Vorsitzende des Deutschen Akademikerinnenbundes, Dr. Ursula Huffmann.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Heide Simonis empfiehlt den Ärztinnen Selbstbewusstsein: "Sie müssen sich heute mit ihren Problemen viel stärker zu Wort melden als sie es bisher getan haben." Sie bräuchten einen mächtigen Interessenverband.

Simonis: "Der medizinische Standesbegriff ist natürlich althergebracht und männlich dominiert. Und eines ist klar: Die Interessen eines langjährigen Chefarztes sind sicher nicht immer mit denen einer jungen Assistenzärztin identisch."

Die SPD habe deshalb ein Gleichprogramm aufgelegt und Frauenförderpläne für Wissenschaft, Kunst Kultur und alle Bereiche des öffentlichen Lebens aufgelegt.

Rita Süssmuth (CDU) war es, die als Bundesgesundheitsministerin ihr Ressort um die Frauenpolitik anreicherte und dabei in den Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit geriet. Vor allem durch den "Arzt im Praktikum", der in ihrer Amtszeit Realität wurde: "Ich habe für dieses Problem keine Lösung, ich kann es nur beschreiben", sagt sie der "Ärzte Zeitung".

"Für Frauen verzögert sich durch den AiP die Entscheidung, ob und wann sie eine Familie planen, immer weiter. Die lange Dauer des Medizinstudiums schlägt sich gerade für Frauen sehr negativ nieder." Dass Ärztinnen wegen des Schwangerschaftsrisikos diskriminiert werden, sieht Süssmuth als "Schicksal aller Frauen".

Weiblicher Mangel an Wissbegier?

Ganz besonders düster sieht es als in Forschung und Lehre aus: gerade einmal 1,5 Prozent der Medizin-Professoren sind Frauen. Professor Monika Barthels von der MH Hannover sieht falsche Leitbilder der Frauen als eine wesentliche Ursache.

Ihr Urteil über die jungen Geschlechtsgenossinnen fällt harsch aus. "Abgesehen von wenigen Wissenschaftlerinnen habe ich noch nie erlebt, dass junge Kolleginnen mit wissenschaftlichen Fragestellungen an mich herangetreten sind oder durch fachliche Informationen die Diskussionen bereichert haben."

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 26.03.201214:35 Uhr

Pavian-Dominanz

In der Veterinärmedizin hat sich seit meiner Studienzeit vor 40 Jahren das Männer/Frauen-Verhältnis von 8/2 zur Freude meiner Kommilitonen praktisch umgekehrt. Das hat leider auch dazu geführt, daß die körperlich anstrengende Großtier-Praxis nunmehr von Oldies wie mir unterstützt werden muß, weil die Jungs im Saft ihres Lebens fehlen.
Erstaunlich war für mich kürzlich die Nachricht, daß angeblich die Studentinnen der Tiermedizin Rekordhalter im Verbrauch von "unterstützenden Mitteln" sind. Was immer das auch sein mag.

Daß endlich bei den Medizinern die Frauen wenigstens im Studium zu 50 Prozent vertreten sind, ist sicher erfreulich. Nur schade, daß nach dem teuren Studium (ca. 150 T-Euro kostet alleine der 6-jährige Studienplatz), danach in der Realität aus familiären Gründen so viele Ärztinnen nach ein paar Jahren schon den Beruf "an den Nagel hängen".
Schließlich dürfte in kaum einer anderen Profession der Wiedereinstieg so schwierig sein. Ganz abgesehen von dem volkswirtschaftlichen Ausfall.

Was wäre wohl die Lösung? --- Vielleicht sogar die Familienplanung während des Studiums und das Kinderkriegen in den Semesterferien mit einem Partner zusammen, der ihr stets den Rücken für den schönen und schweren Beruf freihält; egal, ob er vom gleichen Fach ist, oder mit was anderem seine "Brötchen verdient".
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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