Ukraine-Krieg

Ärztliche Sprechstunden in Charkiwer U-Bahn-Stationen

In Charkiw tobt der Krieg und viele Ukrainer bringen sich unter der Erde in Sicherheit – in den U-Bahn-Stationen. Dort bietet die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ eine medizinische Versorgung an.

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Die 40-jährige Ludmilla und ihr 11-jähriger Sohn Vladislav werden von den Helfern von Ärzte ohne Grenzen in einer U-Bahn-Station der Stadt Charkiw untersucht.

Die 40-jährige Ludmilla und ihr 11-jähriger Sohn Vladislav werden von den Helfern von Ärzte ohne Grenzen in einer U-Bahn-Station der Stadt Charkiw untersucht.

© Adrienne Surprenant / Medecins Sans Frontières / dpa

Genf. Hunderte Menschen bringen sich in den U-Bahn-Stationen der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw vor den russischen Bombardements in Sicherheit. Dort betreibt die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF - Medecins Sans Frontières) nach eigenen Angaben Sprechstunden für die kranken, verängstigten und traumatisierten Menschen.

Rund um die Uhr gebe es Bombenalarm, berichtete der Leiter des Einsatzes, Michel-Olivier Lacharité, an die Zentrale in Genf. Die U-Bahn-Schächte seien der sicherste Ort für die Menschen. „Es gibt drei U-Bahn-Linien in der Stadt, und praktisch alle Stationen werden genutzt.“

In jeder Station hielten sich rund 100 Menschen auf, meist ältere und bedürftige. Nachts seien es bis zu dreimal so viele. „Sie sind seit mehr als 40 Tagen in der Kälte und Feuchtigkeit und schlafen in Zelten“, berichtete Lacharité. Die Stadt hatte vor dem Krieg etwa 1,8 Millionen Einwohner. Etwa 350 000 seien noch vor Ort.

Bluthochdruck, Infektionen und Angst

Mobile MSF-Kliniken hätten schon mehr als 500 Konsultationen durchgeführt. Die Helfer zögen wegen der Ausgangssperre nachts durch die Tunnel von einer Station zur nächsten, so Lacharité. Die meisten Menschen hätten Infektionen der Atemwege und Bluthochdruck. „Selbst in den U-Bahn-Stationen spürt man die Vibrationen der Bombardierungen“, berichtete Lacharité.

Kindern und Jugendlichen biete MSF psychologische Unterstützung. Sie hätten große Angst, ins Freie zu gehen. Je länger der Krieg dauere, desto größer werde die Gefahr angstbedingter Verhaltensstörungen.

Lacharité zitiert Ludmilla, eine Mutter im Alter von 40 Jahren, die mit ihrem Sohn in der U-Bahn lebt. „Die Kälte, der Schlafmangel, all das ist nichts gegen den Krieg“, sagte sie nach Angaben von MSF. „Wenigstens sind wir hier sicher.“

Sie habe so lange es ging mit ihrem Sohn in ihrer Wohnung ausgeharrt, bis in der Nähe eine Bombe einschlug. „Mama, ich will nicht sterben“, habe ihr Sohn gesagt. (dpa)

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