Amoklauf an Uni Heidelberg
Polizei: Amokläufer war wohl psychisch vorbelasteter Einzeltäter
Im Hörsaal der Uni Heidelberg eröffnet ein Mann das Feuer. Es gibt ein Todesopfer und drei Verletzte. Auch der Täter ist tot. Die genauen Umstände und Motive der Tat sind noch unklar.
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Polizeibeamte untersuchen eine Waffe und einen Geldbeutel am Montag am Gelände der Heidelberger Universität.
© Sebastian Gollnow/dpa
Mannheim/Heidelberg. Bei dem 18-jährigen Deutschen, der am Montag kurz nach 12 Uhr mittags einen Amoklauf in einem Hörsaal der Universität Heidelberg begangen und eine 23-jährige Kommilitonin getötet sowie drei weitere Studenten verletzt hat, handelt es sich um einen Studenten der Biowissenschaften.
Wie Professor Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, am Abend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im zuständigen Polizeipräsidium Mannheim erwähnte, sei er allerdings nicht für diesen Tag zur Teilnahme am Tutorium vorgesehen gewesen. Coronabedingt würden die Tutorien wochentäglich in Gruppen aufgeteilt.
Polizeipräsident Siegfried Kollmar vom Polizeipräsidium betonte, dass binnen sechs Minuten nach Eintreffen von sieben separaten Notrufen aus dem Hörsaal und weiterer Unieinrichtungen drei Streifenwagen vor Ort gewesen seien. Bereits um 12:51 Uhr sei der mutmaßliche Einzeltäter im Außenbereich tot aufgefunden worden – er habe sich suizidiert.
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Da unklar gewesen sei, was sich in dem mitgeführten Rucksack der Leiche befand, habe zunächst der Kampfmittelräumdienst eingebunden werden müssen. Klar sei inzwischen, so Kollmar, dass sich der 18-Jährige, der in Mannheim in eigenem Hausstand gelebt habe, kurz vor der Tat zwei Langwaffen besorgt habe, ohne im Besitz eines Waffenscheins gewesen zu sein.
Gezielte Aktion?
Gegenstand der weiteren Ermittlungen sei, ob der Täter, der mit einer psychischen Erkrankung vorbelastet gewesen sei, im Tutorium gezielt nur eine oder mehrere Personen treffen wollte, oder einfach wahllos um sich geschossen habe. Verwendet habe er eine Schrotflinte, gefunden worden seien drei Patronenhülsen.
Bei sich im Rucksack habe er hunderte Schuss Munition mitgeführt. In einer Whats-App-Message an seinen Vater habe er mitgeteilt, es sei Zeit für manche Menschen, zu büßen. Angemerkt habe er hier auch, eine Seebestattung zu wünschen.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) rief die Betroffenen auf, unbedingt die angebotenen psychologischen Dienstleistungen zur Bewältigung der Krise anzunehmen. Seine Kabinettskollegin Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sicherte zu, Baden-Württemberg werde dafür Sorge tragen, dass Universitäten Bildungseinrichtungen blieben, die für Offenheit und bestimmte Werte stünden.
Die Heidelberger Universität will eine Trauerfeier in einem Hörsaal vorbereiten. Genaue Pläne dazu konnte Rektor Eitel am Montagabend noch nicht nennen. Die Hochschule überlege zudem, wie die Tat intern aufgearbeitet werden kann. Sie solle auf jeden Fall thematisiert werden.