Baron von Holz im Computertomografen

Er hat im Dreißigjährigen Krieg als Söldner für das Schwedische Heer gekämpft und ist vermutlich im Alter von 35 Jahren an einer Infektion gestorben: Baron von Holz aus der Krypta einer fränkischen Familie gehörte zu den Forschungsobjekten des "German-Mummy-Projects". Jetzt können ihn Museumsbesucher in den USA bewundern.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Ab in den CT mit der Mumie: Dr. Wilfried Rosendahl (l.) erläutert Details.

Ab in den CT mit der Mumie: Dr. Wilfried Rosendahl (l.) erläutert Details.

© Manfred Rinderspacher / Universitätsmedizin Mannheim

MANNHEIM Die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim sind Sitz eines weltweiten Mumienforschungsprojektes. Wilfried Rosendahl und sein Team haben seit 1994 etwa 40 Mumien aus Instituten und Museen aus ganz Europa untersucht. Ziel ist, Lebensumstände und Geschichte der Menschen zu rekonstruieren, um so auch mehr über vergangene Zeiten und Kulturen zu erfahren.

Zu den aktuellen Forschungsprojekten des "German-Mummy-Project" gehört eine Mumiengruppe aus der Krypta der Familie Crailsheim in Schloss Sommersdorf aus dem 17. Jahrhundert. Die Leichen sind auf natürliche Weise konserviert worden - luftgetrocknet.

Drei Mumien - Baron von Holz, Sophie von Kniestätt und die Baroness Schenck von Geyern - haben die Wissenschaftler bereits im CT-Scanner untersucht. Alle drei weisen krankhafte Veränderungen der Wirbelsäule auf. Eine der Frauen hatte Tuberkulose.

"Die Todesursache ist oft schwer zu ergründen", so Rosendahl. "Jede neue Erkenntnis ist ein Puzzlestein für das Verständnis eines größeren Bildes." Baron von Holz - er hatte im Dreißigjährigen Krieg als Söldner für das Schwedische Heer gekämpft, starb vermutlich im Alter von 35 Jahren an einer Infektion.

Zum Mummy Project gehören auch tierische Exemplare - wie etwa ein Feuersalamander aus einer Höhle in Bayern.

Die Wissenschaftler haben ein eigenes Labor, um das Alter der Mumien bestimmen zu können. Zudem gibt es auch ein Labor zur Bestimmung und Restaurierung von Textilien. Die Uniklinik Mannheim stellt den Mumienforschern ihren Computertomografen zur Verfügung.

Immer wieder stoßen die Wissenschaftler dabei auf interessante Details: Beispielsweise verbarg sich hinter einer vermeintlichen Babymumie ein Kleinkind, dessen Beine zusammengeschoben bandagiert waren.

Zu den Spezialisten, mit denen die Mumienforscher zusammenarbeiten, gehören auch Restauratoren, Genetiker und Toxikologen. Alle Untersuchungen werden so objektschonend wie möglich gemacht, Probeentnahmen bleiben auf ein Minimum beschränkt.

Eine der wichtigsten Entdeckungen war beispielsweise, dass Ägypten nicht der einzige Kulturkreis war, der seine Toten mit Harzen und anderen Balsamierungsstoffen präparierte. Auch in Südamerika war diese Form der Mumifizierung bekannt.

Baron von Holz tourt übrigens derzeit durch die Vereinigten Staaten. Er ist Teil der Ausstellung. "Mumies of the World", an der auch die Mannheimer Wissenschaftler beteiligt sind. In dieser Wanderausstellung sind 70 Mumien aus aller Welt zu sehen: Bis zum 30. Mai machen sie im Milwaukee Public Museum Station.

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