Engagement für Inklusion
Berliner Kollege tanzt bei den Special Olympics
Dr. Bernhard Richarz hat die Initiative „tanzfähig“ ins Leben gerufen, eine Tanzgruppe für Menschen mit geistiger oder Mehrfachbehinderung. Gemeinsam treten sie im Kulturprogramm der Special Olympics auf.
Veröffentlicht:Auf den Bühnen tanzen selten Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Die Berliner Initiative „tanzfähig“ vom Arzt Dr. Bernhard Richarz hat das geändert. Dort trainieren rund 20 Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Die Teilnehmer sind zwischen 14 und 28 Jahre alt, sie haben Trisomie 21, Autismus oder Lernbehinderungen. Einen besonders großen Auftritt hatten sie am 18. Juni beim Kulturprogramm der Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung, am 25. Juni stehen sie nochmals auf der Bühne.
Trainer Bernhard Richarz ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse, das Tanzen hat sein Leben verändert. Er erkrankte mit fünf Jahren an Polio und erlitt dadurch eine Lähmung im linken Bein. Dass er jemals auf einer Bühne tanzen könnte, war für ihn lange Zeit unvorstellbar. Während seiner psychotherapeutischen und psychoanalytischen Ausbildung kam er mit 27 Jahren in Berührung mit freiem Ausdruckstanz. „Ich habe durch das Tanzen eine ganz andere Einstellung zu meinem Körper bekommen“, sagt Richarz. Aber er tanzt nicht nur für sich allein, sondern nimmt Unterrichtsstunden bei bekannten Choreografen und absolviert eine tänzerische Ausbildung in Wien, schließlich gründet er „tanzfähig“ in Berlin.
Förderung der Europäischen Union
Seit 2010 leitet er zudem die Initiative für mehr körperliche Vielfalt im zeitgenössischen Tanz gemeinsam mit der Tanzpädagogin und Choreografin, Evelyne Walser-Wohlfarter. Richarz ging es darum, mit der Tanzgruppe etwas zu beginnen und anzustoßen. „Auch die Tänzer ohne Behinderung haben gemerkt, dass sie dabei etwas lernen können.“ Mindestens einmal pro Woche wird seit mehr als 13 Jahren in den Uferstudios im Wedding trainiert. „Manchmal können die Menschen beim Tanzen ihre Behinderung vergessen. Wenn sie stört, ist das meist ein Zeichen, dass die Leitung nicht so gut ist“, erklärt Richarz.
Dank verschiedener Förderungen, zum Beispiel von der Europäischen Union, konnte die Initiative das inklusive Thema in die Öffentlichkeit bringen. Darunter waren ein Tanzfestival und ein 90-minütiger Dokumentarfilm. Eine weitere finanzielle Förderung gab es im Rahmen von „Inklusion 23“ des Berliners Senats. (mas)