Prävention

Darmkrebsvorsorge – gar nicht närrisch

In Köln ist eine Kampagne zur Darmkrebsvorsorge gestartet, wie sie es nur in der Domstadt geben kann: Karnevalisten, Kölner Zoo, Fußballvereine – alle im Dienst der guten Sache.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Werben für Darmkrebs-Vorsorge: Professor Rainer Riedel von der KG Alt-Köllen vun 1883, Zoodirektor Professor Theo Pagel und der Künstler Cornel Wachter.

Werben für Darmkrebs-Vorsorge: Professor Rainer Riedel von der KG Alt-Köllen vun 1883, Zoodirektor Professor Theo Pagel und der Künstler Cornel Wachter.

© iss

KÖLN. Die Initiatoren einer breit angelegten Kampagne zur Darmkrebs-Vorsorge in Köln haben sich nicht zufällig die beliebte Erdmännchen-Anlage im Kölner Zoo für die Präsentation ihrer Aktion ausgesucht. Bei den in Kolonien zusammen lebenden Tieren übernimmt immer einer die Rolle des Wächters. „Erdmännchen zeigen, wie wichtig es ist, gegenseitig aufeinander Acht zu geben und frühzeitig vor Gefahren zur warnen“, erläutert Zoo-Direktor Professor Theo Pagel. „Sie sind daher der perfekte Botschafter für diese Sache.“

Wie eine Reihe bekannter Arbeitgeber in der Domstadt wirbt Pagel bei seiner Belegschaft dafür, sich mit dem Thema Darmkrebs-Vorsorge auseinanderzusetzen. „Wir wollen alle Mitarbeiter ermuntern, eine Vorsorgeuntersuchung vornehmen zu lassen“, sagt er. Das Thema soll auf der nächsten Belegschaftsversammlung zur Sprache kommen.

„Es tut nicht weh“

Pagel kann dann von eigenen Erfahrungen berichten, denn er hat selbst vor einigen Monaten eine Vorsorge-Koloskopie machen lassen. „Es tut nicht weh. Und wenn sie sagen, dass nichts ist, ist das ein tolles Gefühl.“ Die Idee, Menschen über die Arbeitgeber für die Früherkennung zu sensibilisieren, findet er „super“ und unterstützt die Aktion gern.

Initiatoren der Kampagne zur betrieblichen Prävention sind der Kölner Künstler Cornel Wachter und der Kommunikationsdesigner Timo Belger. Wachter hat selbst im Jahr 2010 die Diagnose Darmkrebs erhalten. „Ich wusste, dass es die Darmkrebsvorsorge gibt, habe aber immer gedacht, das hat mit mir nichts zu tun“, berichtet er.

Seit seiner Genesung widmet sich der Kölner der Aufklärung über die Erkrankung und die Chancen der Früherkennung. Das gemeinsam mit Belger entwickelte Magazin „Die wunderbare Welt des Cornel Wachter“ ist 2017 mit dem Felix Burda-Award ausgezeichnet worden.

Für die aktuelle Aktion konnte er namhafte Kölner Namen gewinnen. Es beteiligen sich neben dem Kölner Zoo unter anderem die Stadt Köln, die Dombauhütte Köln, die Kölner Verkehrsbetriebe, die Fußballvereine 1. FC Köln und Fortuna Köln sowie das Festkomitee Kölner Karneval.

Mitlaufen beim Rosenmontagszug

Sie informieren ihre Mitarbeiter und Mitglieder per Flyer oder Newsletter über die Darmkrebsvorsorge. Manche Unternehmen wie die Volksbank Köln Bonn bauen das Thema auch in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement ein. Ein zentrales Element der Kampagne ist ein Gewinnspiel.

Auf einer Karte müssen die Teilnehmer die Absicht bekunden, sich 2019 zur individuellen Darmkrebsvorsorge ärztlich beraten zu lassen. Nachweisen müssen sie den Arztbesuch nicht. „Wir hoffen, dass sich das Thema im Unterbewusstsein eingräbt“, sagt Wachter.

Die Preise haben die beteiligten Unternehmen gestiftet, es winken unter anderem eine Nachtführung im Kölner Zoo, Karten für das Hänneschen Theater, den 1. FC Köln oder die Lanxess-Arena. Hauptgewinn ist die Teilnahme am Rosenmontagszug am 4. März – für viele Kölner ist es ein Traum, einmal mit einer Fußgruppe mitlaufen zu können. Den Preis gestiftet hat die Karnevalsgesellschaft Alt-Köllen vun 1883.

„Cornel Wachter hat mich gefragt, ich habe das Thema im Vorstand vorgetragen und hatte in zwei Minuten die Zustimmung“, sagt der Präsident der Gesellschaft, Professor Rainer Riedel. Er ist Arzt und Leiter des Instituts für Medizinökonomie und Medizinische Versorgungsforschung an der Rheinischen Fachhochschule Köln. „Wir tragen eine Verantwortung, um die Menschen für die Früherkennung zu motivieren“, betont er. Riedel verweist auf die wichtige Rolle der Hausärzte bei der Darmkrebsvorsorge. Sie seien der primäre Ansprechpartner für die Menschen, weil sie über ein Screening herausfiltern können, für wen die Koloskopie Sinn macht. „Es funktioniert nicht, wenn die Leute direkt zum Gastroenterologen gehen“, betont er.

Das wissen auch die Initiatoren. „Besuchen Sie Ihren Hausarzt, sprechen Sie mit ihm über die Darmkrebsvorsorge und gewinnen in jedem Fall“, heißt es in der „Einladung zu einem außergewöhnlichen Gewinnspiel“. Die Kombination von Information und Verlosung stößt auf eine große Resonanz.

Seit die Stadt Köln 22.000 Flyer verschickt hat, stapeln sich bei Wachter die Rücklaufkarten. „Ich habe schon einen zweiten Briefträger.“ Der 1. FC Köln hat den Flyer mit seinem Newsletter verschickt. Innerhalb von wenigen Stunden sei die Datei 37.000 Mal geöffnet worden, berichtet Wachter. Er geht davon aus, dass über die Aktion bis zu 150.000 Kölner erreicht werden.

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