Kardiologe im Vatikan

Kurzporträt: Der Arzt des emeritierten Papstes

Seit Papst Franziskus zum Gebet für seinen Vorgänger Benedikt XVI. aufgerufen hat, ist dessen Leibarzt einer der wichtigsten Menschen im Vatikan. Professor Patrizio Polisca kennt seinen prominenten Patienten seit über 30 Jahren.

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Mit Benedikt XVI. auf Reisen: Patrizio Polisca (rechts), der damalige Leibarzt des jetzt emeritierten Papstes.

Mit Benedikt XVI. auf Reisen: Patrizio Polisca (rechts), der damalige Leibarzt des jetzt emeritierten Papstes.

© epa Osservatorio Romano / dpa / picture-alliance

Vatikanstadt. Nur wenige Mediziner können von sich behaupten, dass sie Erfahrung in der Sterbebegleitung eines Papstes haben. Professor Patrizio Polisca (69) ist einer von ihnen. Er gehörte bereits im Frühjahr 2005 zu dem Mediziner-Team, das den polnischen Papst Johannes Paul II. während der letzten Wochen seines Lebens und in seinem Sterben begleitete. Es war das Ende einer langen Bekanntschaft.

Die beiden waren einander zum ersten Mal 1987 in Castel Gandolfo begegnet, als der damals noch junge Mediziner Polisca die Rolle des „diensthabenden Arztes" in der päpstlichen Sommerresidenz übernommen hatte. 1994 stieg er dann auf Vorschlag des „ewigen" päpstlichen Leibarztes Renato Buzzonetti (er amtierte von 1978 bis 2009) in der Mediziner-Hierarchie des Vatikans auf.

Johannes Paul II. das Leben gerettet

Ab 1997 begleitete Polisca zusammen mit Buzzonetti den stark von einer Parkinson-Erkrankung beeinträchtigten Pontifex auf zahlreichen Auslandsreisen. Bei einer seiner letzten Reisen, die ihn 2003 in die Slowakei führten, hatte der Papst bei der Rückkehr in die Apostolische Nuntiatur eine schwere Schmerzattacke, die in der Folge beinahe zu einem Atemstillstand führte. Polisca, der als Intensivmediziner auch auf Reanimation spezialisiert ist, rettete ihm in dieser Situation das Leben.

Drei Wochen nach dem Tod von Johannes Paul II. war er einer der beiden Ärzte, die beim Konklave in der Sixtinischen Kappelle zur medizinischen Betreuung der Kardinäle dabei waren. Der neu gewählte Papst Benedikt XVI. machte Polisca 2010 zum Leiter des vatikanischen Gesundheitsdienstes und damit zugleich zu seinem Leibarzt. Das blieb er bis 2015.

Gutachter für Wunderheilungen

Im Vatikan ist Professor Polisca jetzt nur noch für die medizinische Betreuung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zuständig. Im Hauptberuf praktiziert Polisca als Kardiologe in Rom, zudem lehrt er an der römischen Universität Tor Vergata.

Der aus dem Dorf Petriano in der Region Marken stammende Mediziner war lange Zeit auch medizinischer Gutachter für die vatikanische Heiligsprechungs-Behörde. Als solcher musste er Heilungs-Wunder beurteilen, die ohne medizinisches Eingreifen zustande kamen. (KNA)

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