Glosse
Die Duftmarke: Omen est nomen
Die Ampel-Gesetze werden die Zeit überdauern, zumindest sprachlich: Solch‘ wortgewaltige Namensschöpfungen hat noch keine Regierung hinterlassen! Einblicke in die poetische Schönheit der Scholz‘en Regierungszeit.
Veröffentlicht:Deutsch ist eine schöne Sprache. Wenn Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe nicht gerade anscheinend jeden Ort in Deutschland bereist hat, woran uns die allgegenwärtigen „Hier war Goethe“-Plaketten an Gebäuden erinnern, hat der Lyriker uns unsterbliche Zitate hinterlassen, über die Muttersprachler und Deutschlernende noch immer staunen.
Doch Zeiten ändern sich: Die Poetik von heute spielt sich in Berlin ab; die Dichterfürsten sitzen im Gesundheitsministerium. Die Männer und Frauen um Karl Lauterbach schlossen sich der US-Mode an, Gesetze möglichst klangvoll zu benennen. „American Rescue Plan“ (kurz: ARP) – so klingt ein schillerndes Gesetz Joe Bidens, bei dem die Wähler schon fühlen, was es bewirken soll: Nichts weniger, als Amerika zu retten. Die Ampel hat diesen Trend aufgegriffen und mit der deutschen Vorliebe für präzise Formulierungen kombiniert – „Fusion“ nennt man das in der Gastronomie.
Hatten Gesetze früher langweilige Namen wie „Gesundheits-Reformgesetz“, stimmt der Bundestag heutzutage über das wohlklingende wie akkurate „Krankenhauspflegeentlastungsgesetz“ (abgekürzt: KHPflEG) ab. In künftige Lehrbücher eingehen werden auch „Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz“ sowie die Abkürzungen GKV-FinStG und ALBVVG. Reinste Poesie; davon können sich die Amerikaner noch eine Scheibe abschneiden!
Schade, dass das „Gesundheitsversorgungsverbesserungsgesetz“ nicht mehr kommt. Tino Sorge lässt aber durchblicken, dass er sich einen Aspekt daraus als künftige CDU-Maßnahme vorstellen kann: In der Hauptstadt schon über das „Hausarzt-Entbudgetierungs-JetztaberWirklich-Praxisstärkungs-Gesetz“, kurz: HEJaWPsGes.