Glosse
Die Duftmarke: Zuckertommys
In Großbritannien soll die neue Gesundheitsministerin Victoria Atkins den aus den Fugen geratenen National Health Service wieder auf Vordermann bringen. Die Politikerin will aber nicht für alle Arbeitsbereiche zuständig sein. Beim Thema Fettleibigkeit hat sie sich für befangen erklärt.
Atkins ist mit einem britischen Zuckerbaron verheiratet. In einem Land, das sich im Kampf um den Titel „dickstes Volk Europas“ seit Jahrzehnten vorbildlich engagiert, rollt der Rubel für den Zuckermanager und seine Gattin deshalb Tag und Nacht.
Die Ministerin weiß: Wer mit Zucker den Reibach macht und die Bevölkerung zugleich vor Gier auf dieses süße Sünderprodukt warnt, der ist unglaubwürdig. Ach du dicker Brite, kann man da nur sagen, die Frau trifft den Nagel auf den Kopf! Aber lässt die Ministerin ihre Zuckertommys tatsächlich im Regen stehen? Mal ganz ehrlich: Bei diesem sensiblen Thema geht es doch nicht nur um süße Leckereien.
Es geht um Empathiefähigkeit und gegenseitige Unterstützung. Was das konkret bedeuten kann, will uns ein anonym bleibender Zucker-Poet vermitteln, der seinen Landsmann William in einer Alltagssituation mitten im Verkehrstrubel beobachtet hat – im Gespräch mit einem namenlosen Mitbürger und einer abrupten, aufwühlenden Botschaft: Du bist mir nicht egal! „Zwei Briten an der Kreuzung stehn, – man hat sich lange nicht gesehn – der William fragt, – leicht abgehetzt – Wie geht‘s denn deinem Zucker jetzt?“