Camp D

Ein Ehrenamt, das süchtig macht

Wenn Dr. Ingrid Stamm-Kloft zelten geht, dann heißt ihr Ziel Bad Segeberg. Dort engagiert sich die Internistin schon zum dritten Mal als Betreuerin bei Europas größtem Camp für junge Menschen mit Diabetes.

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Gespräche am Zelt: Im Camp D können sich Jugendliche mit Diabetes sportlich betätigen und Hemmschwellen abbauen.

Gespräche am Zelt: Im Camp D können sich Jugendliche mit Diabetes sportlich betätigen und Hemmschwellen abbauen.

© Axel Gaube/Novo Nordisk

BAD-SEGEBERG. Früher verband sie mit Bad Segeberg vor allem die Karl May-Spiele. Jetzt ist die schleswig holsteinische Kreisstadt für die Internistin Dr. Ingrid Stamm-Kloft untrennbar mit Camp D des Unternehmens Novo Nordisk verbunden. Und mit einem neuen Weltrekord.

Ruhig ist es im Camp nachts nicht. Allenfalls stundenweise. Aber in diesem Jahr sind die jungen Camper die ganze Nacht durch aktiv. Ohne Pause rennen sie mit einer elektronischen Fackel um den riesigen Zeltplatz.

Ingrid Stamm-Kloft stört das nicht - im Gegenteil. Sie drückt bis zum Einschlafen fest die Daumen, dass die 411 Camp-Teilnehmer es schaffen, den längsten Fackelstaffellauf von Menschen mit Typ-1-Diabetes auf die Beine zu stellen. Am Ende von 62 langen Stunden wird es ihnen gelungen sein. Und die Erfahrungen der Ärztin mit Camp D sind um eine weitere unvergessliche Erinnerung reicher.

"Als ich 2008 auf der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft bei einem Vortrag von Novo Nordisk zum ersten Mal von Camp D hörte, dachte ich mir: Da musst Du mitmachen" erinnert sich die 59-Jährige.

"Ich konnte mir das gar nicht vorstellen: Vier- bis fünfhundert junge Leute mit Diabetes zelten vier Tage lang auf einer riesigen Wiese, besuchen Info-Workshops, treiben gemeinsam Sport, singen und reden über ihren Diabetes-Alltag mit Menschen, die sie gerade erst kennengelernt haben. Und das Ganze ehrenamtlich betreut von rund 150 Diabetologen, Diabetesberaterinnen und Psychologen. Dieses Konzept fand ich großartig."

Noch im selben Jahr trat Ingrid Stamm-Kloft ihren ersten ehrenamtlichen Betreuer-Job bei Camp D an - und hat seitdem viele unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. "Beim ersten Mal hatte ich keine feste Gruppe zu betreuen, sondern hab überall reingeschnuppert. Das war sehr interessant und wichtig, um das Camp kennenzulernen. Beim zweiten Mal habe ich mich um Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren gekümmert. In diesem Alter fällt es Betroffenen oft schwer, ihr Blutzucker-Tagebuch gewissenhaft zu führen. Dazu haben sie einfach keine Lust. An den beliebten sportlichen Aktivitäten im Camp dürfen sie laut Reglement aber nur teilnehmen, wenn ihre Blutzuckerwerte im grünen Bereich liegen. Stimmt der nicht, muss man auch schon mal streng sein und ein Verbot aussprechen."

In diesem Jahr betreute die Mutter eines 18-jährigen Sohnes und einer 23-jährigen Tochter die Gruppe der Älteren. Den Grund für deren deutlich höhere Disziplin glaubt sie zu kennen: "Von den neun Teilnehmern meiner Gruppe waren acht schon mindestens einmal bei Camp D. Ich bin fest davon überzeugt, dass auch die Erfahrungen des Camps dazu beigetragen haben, dass sie heute so verantwortungsbewusst mit ihrem Diabetes umgehen."

Ob Teenie oder Twen, ob Schüler, Azubi, Student oder medizinischer Betreuer: Das Thema Diabetes eint alle bei Camp D. Menschen, die bisher allein mit ihrer Erkrankung waren, fühlen sich verstanden und können ungezwungen und ohne Schwellenangst mit Ärzten und Fachleuten reden. Die auf den Betreuer-T-Shirts aufgedruckte Aufforderung "Quatsch mich an" wird deshalb häufig und gerne genutzt. Und das im Camp übliche "Du" baut zusätzlich Berührungsängste ab.

Ingrid Stamm-Kloft sieht in dieser vertrauensvollen Atmosphäre das Erfolgsrezept von Camp D. "Im Alltag lassen die vergleichsweise seltenen und kurzen Sprechstunden es gar nicht zu, die Patienten und ihre alltäglichen Sorgen so gut kennenzulernen", weiß die niedergelassene Diabetologin aus Remagen.

"Dass das medizinische Betreuungspersonal hier so viel Zeit für sie hat, wissen alle zu schätzen. Ich habe eine unglaubliche Dankbarkeit erfahren, aber auch großen Respekt - trotz des lässigen Umgangs miteinander."

Ingrid Stamm-Kloft ist ein Typ, der trotz aller bewegenden und erhebenden Erlebnisse bei Camp D auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Die menschlichen und medizinischen Erfahrungen weiß sie sehr zu schätzen und nimmt sie dankbar mit in ihre Praxis.

"Meine Patienten sind überwiegend an Diabetes Typ 2 erkrankt, nur etwa 20 haben Typ 1. Die profitieren sehr von dem, was ich bisher bei Camp D erfahren durfte. Und ich habe noch lange nicht genug gelernt. Beim nächsten Mal möchte ich unbedingt wieder dabei sein. Es ist schon fast eine Sucht - allerdings eine wunderbare und völlig unschädliche!" (eb)

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