Ein Physiker fordert zum selbstständigen Denken auf
FRANKFURT/MAIN (Smi). "Ein vergnügtes Hirn lernt besser" - der Kabarettist und Physiker Vince Ebert ist davon überzeugt und sieht sich durch die Erkenntnisse der Hirnforschung bestätigt.
Veröffentlicht:Ebert mischt gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Eckart von Hirschhausen derzeit die deutsche Kabarett-Szene auf. Sein neues Buch heißt "Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie". Der Titel sagt viel über Eberts Anspruch, der sowohl in seinen Kabarettprogrammen (zuletzt "Denken lohnt sich") als auch in seinem Buch die Wissenschaft auf humorvolle Weise begreifbar machen will.
Damit positioniert sich der Physiker auch gegen die zunehmende Verflachung der deutschen Unterhaltungsindustrie. "Das Fernsehen ist an sich ein tolles Medium", sagt Ebert im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung", "aber ich finde es sehr schade, dass es die Menschen in den letzten Jahren immer mehr verblödet. In der Fülle der Sender findet man oft nicht ein Programm, das Niveau zeigt. Die intellektuellen Zuschauer hat man verloren."
Ihm selbst hätten TV-Verantwortliche schon gesagt, dass die eigentliche Zielgruppe ein anspruchsvolles Programm nicht begreife. "Da bin ich anderer Meinung", widerspricht Vince Ebert. "Ich bin 250 Tage im Jahr auf der Bühne. Die Menschen verstehen sehr wohl auch komplizierte Sachverhalte, wenn man sie ihnen ansprechend erklärt."
Ebert, der in der Wissenschaftssendung "Galileo" (Pro 7) so genannte "Wissenshappen" erläutert, will sich künftig auch stärker in öffentliche Debatten einmischen. "Denn die gesellschaftspolitischen Fragen werden ja oft von Eliten diskutiert, die keine Ahnung davon haben, worüber sie sprechen", sagt der Physiker. Bei Themen wie Klimawandel und Gentechnik etwa sollte man schon eine naturwissenschaftliche Vorbildung haben, wenn man sich öffentlich darüber auslässt.
Vince Ebert: Denken Sie selbst. Sonst tun es andere für Sie. Rowohlt Verlag. Reinbek 2008. 224 Seiten. 9,95 Euro.