Medicus-Ausstellung

Einblick in 16 Arztgräber aus römischer Zeit

In Köln haben Archäologen 16 Arztgräber aus der Zeit des ehemaligen Römischen Reiches gefunden - so viele wie in keiner anderen Stadt. Die Grabbeigaben sind zurzeit in einer großen Schau zu sehen.

Von Ann-Christin Gröger Veröffentlicht:
Ein Arzt versorgt einen verwundeten Krieger, Relief eines Grabmals, gefunden im Bereich der Philharmonie Köln.

Ein Arzt versorgt einen verwundeten Krieger, Relief eines Grabmals, gefunden im Bereich der Philharmonie Köln.

© Rheinisches Bildarchiv, RBA; A. Wegner

KÖLN. Trepanationsbesteck, Skalpelle, Zahnzangen und sogar ein Vaginalspeculum als Grabbeilage - kaum eine andere Berufsgruppe aus römischer Zeit lässt sich so gut an ihren Grab-Beigaben erkennen wie die Mediziner.

In Köln haben Archäologen 16 solcher Arztgräber gefunden - so viele wie in keiner anderen Stadt des ehemaligen Römischen Reiches.

Die Ausstellung "Medicus - der Arzt im römischen Köln" im Römisch-Germanischen Museum zeigt alle 16 Kölner Arztgräber gemeinsam. Darunter sind Ruhestätten von Allgemeinmedizinern, Chirurgen, Augenärzten und sogar einem Tierarzt.

Dass Frauen als Ärztinnen praktizierten, war keine Seltenheit. Unter den Gräbern befinden sich das einer Chirurgin und das einer Augenärztin, die beide im 3. Jahrhundert nach Christus praktizierten.

"Erkennbar waren die Frauen an Armreifen und Gewandspangen, die sich neben dem medizinischen Besteck im Grab befanden", sagte Kuratorin Dr. Marion Euskirchen anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Erstaunlich modernes Besteck

Manche der Bestecke sehen erstaunlich modern aus. "Ihre in römischer Zeit ausgereifte Form wurde durch die Zeiten kaum mehr verändert", sagte sie.

"Käme ein römischer Arzt heute in eine moderne Praxis oder Klinik, eine große Zahl der vorhandenen Bestecke wären ihm in der Grundform vertraut."

Eine Besonderheit ist, dass Skalpelle beispielsweise auf beiden Seiten scharf geschliffen waren. "So konnte der Arzt schnell und effektiv arbeiten. Das war eine wichtige Voraussetzung bei den Behandlungen von Patienten, die fast ohne Betäubung und Schmerzmittel vorgenommen wurden."

Strukturiert ist die Ausstellung durch eine diagonale Ausrichtung der Vitrinen. Sie soll eine antike Gräberstraße andeuten, denn die Römer bestatteten ihre Toten häufig entlang von Ausfallstraßen.

So wurde etwa das Grab der Kölner Chirurgin an der Luxemburger Straße entdeckt, die vom Kölner Zentrum stadtauswärts in Richtung Südwesten verläuft.

Außer den Grabinventaren der Kölner Ärzte zeigt die Ausstellung auch Instrumente und Geräte aus dem größten aller bisher entdeckten römischen Arztgräber, dem Grab eines Militärarztes aus Bingen am Rhein.

Schädeloperation ohne Erfolg

Zu sehen sind das komplette Besteck für die Trepanation sowie ein menschlicher Schädel, der Spuren einer solchen Schädeloperation zeigt. "Anhand der nicht abgerundeten Ränder der Schädelöffnung geht man davon aus, dass der Patient die Operation nicht überlebt hat", erklärte Euskirchen.

Neben den reinen Grabbeigaben finden Besucher Informationen zur Rolle des Arztes in Religion und Mythologie. "In antiker Zeit ging das Vertrauen in die ärztliche Kunst oft einher mit dem Hoffen auf die Wirkmächtigkeit der Götter", sagte die Kuratorin.

Die Schau beleuchtet deswegen auch diesen Aspekt. Am Eingang steht eine Skulptur des griechischen Heilgottes Asklepios, römisch Äskulap - eine Leihgabe des Antikenmuseums der Uni Bonn.

Kennzeichnen des Äskulap ist der Stab, um den sich die heilige Schlange windet. "Kaum jemand weiß, um welche Schlange es sich dabei genau handelt", berichtete Professor Wolfgang Böhme vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn.

Rätsel um die Äskulapnatter

Lange Zeit gingen Forscher davon aus, dass es sich um die giftige Äskulapnatter handelt. Eine Forscherin fand allerdings heraus, dass das aufgrund der ihr in überlieferten Quellen zugeschriebenen Eigenschaften nicht sein könne: Dort wurde die Medizinerschlange als friedliches ungiftiges Tier beschrieben, das sich von Vogeleiern ernährt. All diese Eigenschaften treffen auf die Äskulapnatter nicht zu.

Stattdessen handelt es sich bei der heiligen Schlange um die Vierstreifennatter. Ein eindrückliches Präparat eines solchen Tieres ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen.

Den Schlangenstab von Äskulap als Sinnbild von Gesundheit und Heilung tragen auch christliche Heilige wie die Ärzte Pantaleon, Cosmas und Damian. Ihnen als die Nachfolger römischer Berufsmediziner ist ebenfalls ein Ausstellungsabschnitt gewidmet.

"Der römische Märtyrer Pantaleon war der Legende nach der Leibarzt des Kaisers Diokletian. Er wurde zum Schutzheiligen der Ärzte, der Ammen und Hebammen", sagte Kuratorin Euskirchen. Eine der romanischen Kirchen Kölns ist ihm geweiht.

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