20 Jahre Mamazone

Glücklich ist, wer Busenfreunde hat

Mamazone engagiert sich seit 20 Jahren für Frauen mit Brustkrebs. Dabei ist es gelungen, viele renommierte Ärzte einzubinden. Für ihr Engagement wurden jetzt zwei Mediziner mit dem Patientinnenpreis „Ehrenbusenfreund“ ausgezeichnet.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Eine neue Ehrenbusenfreundin: Die Münchner Gynäkologin Professor Marion Kiechle wurde mit dem Patientinnenpreis ausgezeichnet.

Eine neue Ehrenbusenfreundin: Die Münchner Gynäkologin Professor Marion Kiechle wurde mit dem Patientinnenpreis ausgezeichnet.

© Thomas Radlwimmer

Augsburg. Wer eine niederschmetternde Nachricht erhält, braucht Menschen, die ihm beistehen. Glücklich ist, wer dann Freunde hat. Noch glücklicher, wer Busenfreunde hat. Mamazone – die gemeinnützige Brustkrebs-Initiative – hat sogar einige Ehrenbusenfreunde.

Diesen Monat sind zwei weitere hinzugekommen. Denn der Münchner Gynäkologin Professor Marion Kiechle und dem Ulmer Gynäkologieprofessor Wolfgang Janni ist dieser Patientinnenpreis bei der Feier zum 20jährigen Bestehen von mamazone im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses verliehen worden.

„Offizieller Frauenversteher“

„Als Busenfreund löst man etwas Erstaunen aus“, sagt Moderator Dr. Ralph Wirtz, der die Auszeichnung selbst schon erhalten hat. „Aber man ist stolz darauf, weil sie von denen kommt, denen man versucht zu helfen.“ Und diesen Eindruck vermittelten die beiden frischgekürten Preisträger auch.

„Ich nehme die Auszeichnung als Anerkennung, aber auch als Ansporn“, sagte Marion Kiechle in ihrer Dankesrede. Sie spüre soviel Kraft und Energie an diesem Abend, die es brauche, um die Forschung im Kampf gegen den Brustkrebs voranzubringen. „Ich bleibe Ihnen treu“, versprach die Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar der TU München und Inhaberin des Lehrstuhls für Gynäkologie.

Auch der Ulmer Gynäkologe Professor Wolfgang Janni erhielt den Preis.

Auch der Ulmer Gynäkologe Professor Wolfgang Janni erhielt den Preis.

© Thomas Radlwimmer

In der Laudatio hieß es, Kiechle sei mit „ihren Fähigkeiten und ihrem Charisma ein wahrer Segen für unsere Gesellschaft“. Kiechle, die mamazone seit langem verbunden ist, hatte den Aktivistinnen versprochen: „Wenn ihr mich braucht, bin ich für Euch da.“

„Papa, was ist ein Busenfreund?“, habe ihn seine fünfjährige Tochter gefragt, bevor er sich auf den Weg zur Preisverleihung gemacht habe“, erzählt Professor Wolfgang Janni. Da sei er bei der Suche nach der Antwort ganz schön ins Schwimmen geraten, gab Janni zu. Seine Frau hatte da offenbar weniger Probleme: „Du bist jetzt wohl offizieller Frauenversteher“, habe sie die Ernennung zum Ehrenbusenfreund kommentiert.

Damit liegt sie gar nicht so falsch. Denn Brustkrebspatientinnen brauchen nicht nur Operateure oder Ärzte, die sich mit Chemotherapie auskennen, sondern Menschen die wissen, was diese Diagnose in ihnen auslöst. Und diese Eigenschaften bringt Janni im besonderen Maße mit, hieß es in der Laudatio, und die zahlreichen positiven Jameda-Beurteilungen bestätigen diese Einschätzung.

„Es geht um Attraktivität“

Brustkrebs gehe ans Urweibliche. „Es geht um Attraktivität, man verliert an Attraktivität“, so der Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Augsburg, Professor Michael Beyer. Der Begriff bösartiger Tumor habe etwas Hinterhältiges. „Es ist hässlich und es kommt unerwartet“, sagt Beyer. Früher seien Operationen an der Brust geradezu martialisch gewesen. „Die Patientinnen wurden verstümmelt, man kann es gar nicht anders sagen“, beschreibt er, der selbst über Brustkrebs promoviert hat, seine Erfahrungen mit dem Thema. Jetzt könne man individualisierte Therapien anbieten, das sei ein großer Fortschritt. „Aber bei allen Therapiefortschritten muss man an die Zwischenmenschlichkeit denken“, mahnte er.

Genau diese Verbindung hat sich mamazone auf die Fahnen geschrieben. Der Verein engagiert sich für die qualitätsgesicherte Früherkennung und die Anwendung moderner, wissenschaftlich fundierter Diagnostik- und Therapieoptionen sowie die Weiterentwicklung der Erforschung von Brustkrebs. Die Überlebenschancen der Patientinnen sollen erhöht und ihre Lebensumstände verbessert werden. Patientinnen sollen das notwendige Wissen erhalten, um Ärzten auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen gemeinsam Therapieentscheidungen zu treffen. Frei nach dem mamazone-Motto: Stell Fragen und sei unbequem, dann stärkst Du Dein Immunsystem.

Mamazone hat nach eigenen Angaben 1900 Mitglieder und gilt als eine der größten und aktivsten Brustkrebsselbsthilfe-Initiativen. Gegründet wurde sie 1999 von der Journalistin Ursula Goldmann-Posch, die 1996 an Brustkrebs erkrankte und 20 Jahre später an den Folgen der Erkrankung gestorben ist. Eine starke Persönlichkeit, die bei vielen Teilnehmern des Festaktes auch einige Jahre nach ihrem Tod noch sehr präsent war.

So war es auch ein besonderer Moment, als die Festrednerin Barbara Stamm ans Pult trat und sagte, sie sei sich plötzlich sicher gewesen, dass sie auf ihrem Handy noch eine Nachricht von Ursula Goldmann-Posch habe. Die fand sie dann auch und las sie vor. Goldmann-Posch hatte ihr im März 2016 geschrieben. Damals war sie aus der LMU in München entlassen worden und es ging ihr sehr schlecht. Sie hinterließ ihrer Freundin eine Nachricht, wo sie sich aufhalten werde. Der Auftritt der früheren bayerischen Sozial- und Gesundheitsministerin Barbara Stamm war ohnehin bemerkenswert.

Was habe ich falsch gemacht?

„Nach zehn Jahren hat es mich im vergangenen Jahr wieder erwischt“, sagte Stamm und meinte damit, dass bei ihr der Brustkrebs zurückgekommen sei. Seitdem frage sie sich: „Was habe ich bei der Nachsorge versäumt, was falsch gemacht?“ Damit war klar, diese Frau trifft den richtigen Ton, denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht. „Jede von uns, die betroffen war oder ist, weiß, das schafft man nicht alleine“, sagte Stamm.

Da sei mamazone der Lichtstrahl, der Licht ins Dunkel bringe, so die langjährige Landtagspräsidentin. „Ich bleibe mamazone treu, solange es mir der da oben ermöglicht“, versprach Stamm und erntete dafür begeisterten Applaus.

Mamazone

  • Der gemeinnützige Verein mamazone wurde am 25. November 1999 von der Brustkrebspatientin und Journalistin Ursula Goldmann-Posch in Augsburg gegründet.
  • Mit rund 1900 Mitgliedern und einem wissenschaftlichen Beirat aus 28 Brustkrebsexperten ist mamazone nach eigenen Angaben die größte und aktivste Brustkrebs-Patientinnen-Initiative in Deutschland.
  • Der Name mamazone setzt sich aus Mamma, dem Fachbegriff für die Brustdrüse und Amazone zusammen.
  • Der Springer CharityAward wurde mamazone im Oktober 2018 verliehen.
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