Kirche muss Missbrauch weiter aufklären

MAINZ/TRIER (dpa). Bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals muss sich die katholische Kirche nach Ansicht des Mainzer Theologen Gerhard Kruip "dringend" mit zwei Kern-Problemen beschäftigen: dem Thema Machtstrukturen und dem Thema Zölibat.

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"Das sind problematische Felder, die auch hinter der Missbrauchsproblematik stehen - und bislang viel zu wenig angegangen worden sind", sagte der Professor für christliche Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. "Es geht da natürlich auch ein Stück weit ans Eingemachte."

Es stelle sich die Frage, ob der zölibatäre Priesterberuf nicht junge Männer anziehe, die insgesamt Probleme mit ihrer Sexualität hätten, sagte Kruip - einer der Initiatoren des Theologen-Memorandums vor gut einem Jahr.

Da werde das Priesterseminar "als eine Art Zufluchtsort zur Bewältigung von persönlichen Problemen" gesehen. Auch im Kampf gegen den Priestermangel fordert Kruip die Aufhebung des Pflichtzölibats.

Kirchenrechtlich sei das gar nicht so problematisch. "Rom könnte zulassen, dass in Deutschland aufgrund der pastoralen Situation Ortsbischöfe selbst entscheiden, ob sie nicht auch verheiratete Männer zu Priestern weihen", sagte der Theologe.

Mehr Demokratie wagen

In der katholischen Kirche gebe es nach wie vor Strukturen, die es schwer machten, Machtmissbrauch zu kontrollieren oder dagegen Kritik zu üben. "Wir bräuchten mehr demokratische Elemente etwa bei der Wahl von Amtsträgern", sagte Kruip.

Wie der Papst vom Kardinalskollegium gewählt werde, könnte ein Bischof von einem Gremium bestimmt werden, das aus dem Domkapitel, den Dekanen und einer Vertretung von Laien bestehe. Und man könnte festlegen, dass der Bischof vor wichtigen Entscheidungen mit Beratern über das Thema gesprochen haben muss.

Triers Bischof Stephan Ackermann leiste seit dem 25. Februar 2010 als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz eine gute Arbeit, sagte der Theologe.

"Wenn man nur ganz eng auf die Missbrauchsproblematik schaut, dann ist tatsächlich sehr viel gemacht worden ... Ich würde fast sagen, mehr als in vielen anderen Institutionen, die auch betroffen waren."

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