Stottern
Menschen haben große Wissensdefizite
Peinlichkeiten, Niederlagen, Kränkungen: Stotternde haben nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit Reaktionen von Mitmenschen zu kämpfen.
Veröffentlicht:BERLIN. Etwa 800.000 Menschen in Deutschland stottern dauerhaft. Die meisten Menschen wüssten wenig über die Sprechstörung, erklärt der Psychologe Johannes von Tiling. "Nach wie vor gibt es in Deutschland ein großes Defizit an Wissen über das Stottern."
Eine Ursache sei, dass Stotternde selten wortreich für ihre Belange eintreten, erklärt Martin Sommer, Vorsitzender der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS). Sie zögen sich eher komplett zurück und minimierten den Kontakt mit anderen
Der Welttag des Stotterns am heutigen Mittwoch, 22. Oktober 2014, soll helfen, für Probleme dieser Menschen zu sensibilisieren. Auch Prominente täten sich oft schwer damit, sich als Stotterer zu outen, sagt Sommer. Stotterer sind nicht schlechter darin, beim Sprechen die passenden Wörter zu finden. Beeinträchtigt ist die Fähigkeit, die beabsichtigten Worte adäquat auszusprechen.
Kernsymptome des Stotterns
Die Unterbrechungen werden in drei Kernsymptome unterteilt: Wiederholungen, Dehnungen von Lauten und Blockierungen. Am häufigsten stottern Kinder, wie Sommer erklärt. Bis zu elf Prozent seien es nach neueren Daten. Oft verschwindet das unflüssige Sprechen bei ihnen von selbst oder bei einer Therapie.
Nur noch etwa ein Prozent der Erwachsenen stottern, rund 80 Prozent sind männlich. Bei ihnen bleibt die Störung fast immer lebenslang bestehen. Spontanheilungen nach der Pubertät sind extrem selten. Auch mit Therapien lässt sich die Störung dann meist nur mindern und nicht vollständig aufheben. Dabei gibt es zwei große Richtungen: das Fluency Shaping und die Stottermodifikation.
Beim Fluency Shaping üben Betroffene ein weiches gebundenes Sprechen für eine bessere Sprechkontrolle. Bei der Stottermodifikation wird der normale Redefluss beibehalten, nur an Hänge-Stellen wird versucht, die Blockade mit speziellen Techniken kontrolliert aufzulösen. (dpa)