Versuche mit Stammzellen
Menschliches Gewebe aus dem All
Auf der internationalen Raumstation ISS wird derzeit getestet, ob sich in Schwerelosigkeit menschliches, implantierbares Ersatzgewebe herstellen lässt.
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Das mobile Mini-Labor Space Tango CubeLab an Bord der internationalen Raumstation ISS.
© Space Tango
Zürich. 250 Teströhrchen mit adulten menschlichen Stammzellen hat die Universität Zürich zur internationalen Raumstation ISS transportieren lassen. Einen Monat sollen die Zellen im All bleiben.
Wie sie sich in der Schwerelosigkeit des Weltalls entwickeln, wollen Forscher um Professor Oliver Ullrich und Dr. Cora Thiel von der Universität Zürich untersuchen, teilt die Uni mit.
Aus den Zellen soll sich Gewebe von Knochen, Knorpel und anderen Organen entwickeln. Die Forscher gehen davon aus, dass durch die geringe Schwerkraft an Bord der ISS die neu gebildeten Zellen sich dreidimensional ohne Matrix und zusätzlichen Hilfsstrukturen organisieren.
Interessant auch für die Präzisionsmedizin
Verläuft das Testprojekt erfolgreich, könnten zukünftig aus Stammzellen, die in einem Routineeingriff entnommen werden, im All Ersatzgewebe wie etwa Knorpel oder neue Leberzellen gezüchtet und anschließend dem Patienten implantiert werden, heißt es in der Mitteilung.
Ein weiteres Anwendungsgebiet könnte für Ullrich die Präzisionsmedizin sein: „So könnte dank künstlich erzeugter Eigengewebe ermittelt werden, welche Medikamentenkombination für die jeweiligen Patienten ideal ist. Zudem dürften die im All gezüchteten menschlichen Gewebe und organähnlichen Strukturen helfen, die Zahl der Tierversuche zu reduzieren“, wird Ullrich in der Mitteilung zitiert.
Das Experiment findet in einem mobilen Mini-Labor, dem CubeLab-Modul der US-Firma Space Tango, statt. Das Modul bestehe aus einem geschlossenen und sterilen System, in dem sich die Stammzellen bei konstanter Temperatur vermehren können. Unterstützt wird die Versuchsreihe von der Firma Airbus, die den Transport organisiert. (eb)