Nach der Loveparade: Helfer sollten sich bald helfen lassen
KÖLN (akr). Nach dem katastrophalen Verlauf der Loveparade am vergangenen Samstag in Duisburg erheben Polizei und Innenminister in Nordrhein-Westfalen schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter. Nur durch das beherzte Eingreifen von Polizei und Rettungskräften konnte noch Schlimmeres verhindert werden, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD).
Veröffentlicht:
Innenminister Ralf Jäger (rechts) und Dieter Wehe, Inspekteur der Polizei, haben am Mittwochnachmittag vorläufige Untersuchungsergebnisse vorgelegt.
© dpa
Der Minister würdigte den Einsatz der Rettungsmannschaften. Das vorbereitete Konzept habe sich bewährt. "Ich habe mich mit Ärzten nach dem Einsatz unterhalten, sie haben versichert, dass es gut funktioniert hat", sagte Jäger. Durch die Massenpanik am einzigen Zugang zum Veranstaltungsort kamen 21 Menschen ums Leben, mehrere hundert wurden teilweise schwer verletzt. Nach Angaben des Ministers hat sich der Organisator nicht an die Vorgaben des eigenen Sicherheitskonzeptes gehalten.
Für die Sicherheit am Eingang sei allein der Veranstalter verantwortlich, sagte Dieter Wehe, Inspekteur der Polizei NRW. Der Veranstalter hatte den Einsatz von 1000 Ordnern angekündigt, davon 150 im Bereich des Unglückorts. Unklar ist, ob tatsächlich so viele anwesend waren. Offenbar hat eine ganze Reihe von Fehlern zu dem Unglück geführt. So wurde der Veranstaltungsort später als vorgesehen geöffnet. An kritischen Stellen hätten Ordner ihre Aufgabe, die Gäste weiterzuleiten, nicht erfüllt. Außerdem standen an einigen Schleusen anders als vorgesehen keine Ordner, so dass die eigentlich vohandenen Einlasskapazitäten nicht völlig genutzt werden konnten, berichtete Wehe. In den vergangenen Tagen hatte der Veranstalter der Loveparade Rainer Schaller seinerseits schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben.Ärzte, in deren Praxen durch das Unglück traumatisierte Teilnehmer der Loveparade kommen, können sie auf Hilfsangebote der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland aufmerksam machen. Die Kommunalvereinigungen unterhalten in beiden Landesteilen sogenannte Traumaambulanzen, die rasch und unbürokratisch Hilfe anbieten. Außerdem vermittelt die Psychotherapeutenkammer NRW erfahrene Therapeuten, die Plätze für Loveparade-Opfer freihalten. In vielen Städten des Landes stehen auch spezielle Seelsorge-Hotlines bereit.
Auch die bei der Loveparade eingesetzten Rettungskräfte erhalten Hilfe, um das Geschehen zu verarbeiten. Seit Samstagsnacht kümmert sich zum Beispiel ein Team der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) der Malteser um die Helfer. "Was die Einsatzkräfte erlebt haben, war schlimm, eine Tragödie", sagt PSNV-Leiter Sören Petry. Reaktionen wie nächtliche Unruhe, Verspannungen oder Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Handelns seien jetzt normal. Diese Phase könne bis zu drei Wochen dauern. Petry rät jedem eingesetzten Notarzt und Sanitäter, Nachsorge-Angebote in Anspruch zu nehmen.