Neues Computersystem bewährt sich bei Katastrophenübung
Flugzeugcrash. Hunderte von Verletzten auf der Landebahn. Was sich am Wochenende auf dem Flughafen in Frankfurt am Main abgespielt hat, ist aber nur eine Übung.
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Großunglück in Frankfurt am Flughafen: Über 1000 Helfer waren am Samstag an der Notfallübung beteiligt.
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FRANKFURT/MAIN (dpa). Bei Katastrophen mit Hunderten Verletzten müssen die Rettungskräfte den Überblick behalten. Eine neue Technik mit Handcomputern und elektronischen Chips im Armband hat der Bund erstmals bei der bisher größten Notfallübung in Deutschland am Frankfurter Flughafen getestet.
Das Szenario: Zwei Passagierflugzeuge stoßen auf der neuen Nordwest-Landebahn am Boden zusammen. Mehr als 500 Verletzte liegen in den Trümmern oder irren verwirrt umher und rufen nach Hilfe. 30 Menschen können nur noch tot geborgen werden. Über 1000 Einsatzkräfte der Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei aus ganz Hessen eilen zur Unglücksstelle. 16 Krankenhäuser in der Region nehmen Verletzte auf.

Der Handcomputer hilft, im Chaos den Überblick zu behalten.
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Ein Ziel der Übung war der schnelle und koordinierte Abtransport aller Patienten in Kliniken. Dabei halfen die Ergebnisse eines vom Bundesforschungsministerium mit 3,1 Millionen Euro geförderten Projekts: Per Handcomputer fotografierten die ersten Teams an den Wracks die Verwundeten und speicherten Verletzungsgrad, Geschlecht sowie eine grobe Alterseinschätzung - Erwachsener oder Kind. Diese Daten werden gleichzeitig auf in Armbändern integrierten Chips gespeichert und an ein zentrales Computersystem übermittelt, das von der Leitstelle und etwa auch den Hospitälern eingesehen werden kann.
Die neue Technik habe "sehr gut funktioniert", sagte der Projektkoordinator Leo Latasch vom Deutschen Roten Kreuz in Frankfurt hinterher. Lediglich ein paar kleine Probleme etwa bei der Versorgung Leichtverletzter habe es gegeben. "Aber das ist normal bei einer Übung."
"Das ist eine Riesenchance für die Zukunft", sagte der Leiter der Frankfurter Feuerwehr, Reinhard Ries. Die Leitstelle könne verfolgen, wie viele Verletzte es gebe, in welche Kliniken sie transportiert würden, und Angehörigen könne problemlos weitergeholfen werden. "Es geht auch darum, Patienten wiederzufinden." Zudem sind die Armbänder in drei Kategorien unterteilt: Rot für lebensbedrohlich Verletzte, gelb für mittelschwer Verletzte und grün für Leicht- bis Unverletzte. In entsprechender Reihenfolge sollen sie in die Krankenhäuser gebracht werden. "Der erste Patient war früher oft nicht unter zwei Stunden abgefahren worden", sagte Ries. Am Samstag dauerte es bis zum Eintreffen der ersten Helfer zwölf Minuten. Eine halbe Stunde später war das erste Opfer auf dem Weg in die Klinik.
Bis Anfang 2012 sollen Latasch zufolge bis zu 35 Einsatzwagen in Frankfurt mit einem Handcomputer ausgestattet werden.
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