Nordhorner Klinik

Plattdeutsch-Wörterbuch für die Mitarbeiter

In der Nordhorner Euregio-Klinik nahe der deutsch- holländischen Grenze wird neuerdings auch in heimischer Mundart nach dem Befinden gefragt.

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BENTHEIM. Die Euregio-Klinik in Nordhorn hat Ärzte und Pflegende, die "nur" Deutsch können, mit einem Plattdeutsch-Wörterbuch versorgt. Es übersetzt rund 270 gesundheitsrelevante Begriffe ins Grafschafter Platt.

"Wat schruust du so? Wat kieks du so swatt?" Das habe er eine alte Patientin gefragt, kurz bevor sie auf den OP-Tisch gelegt wurde, berichtet OP-Pfleger Wilhelm Beuker, von Kindesbeinen an des Plattdeutschen mächtig.

"Ich habe ja gemerkt, dass die Frau kein Deutsch spricht." Also fragte er, "warum schreien Sie so? Warum gucken Sie so ,schwarz‘, also betrübt, verängstigt?" Die Patientin litt offenbar große Angst.

Aber als sie Beuker hörte, rief sie: "Chut o chutt, dor is een, de versteiht mi. Nu hebb ik´t redt!", berichtet der Pfleger - "ach, du liebe Güte, da ist einer, der versteht mich! jetzt habe ich es geschafft!" - und schon lag sie auf dem OP-Tisch. Der heimische Klang schuf Vertrauen.

"Mi killt de Puckel!"

Etwa 40 Prozent der Schwestern und Pfleger in dem Bentheimer 500-Betten-Haus sprechen Platt, sagt Beuker. "Aber wir haben unter den Ärzten 21 Nationalitäten." Man musste sich also etwas einfallen lassen in Nordhorn. Die Idee: Ein Wörterbuch.

Hier erfahren auch Polnische oder Türkische Kollegen, dass sogar "Pleuritis" den Weg ins Platt gefunden hat.

Denn hier, in der Grafschaft Bentheim, spricht man von "plürtjes", wenn einem eine Laus über die Leber gelaufen ist. Bei Rückenschmerzen sagt man dem Doktor: "Mi killt de Puckel!" Wenn es ganz übel zugeht, heißt es: "Ick mutt spejen".

"Plattdeutsch ist die Sprache der Landleute und der Familie", sagt Beuker. "Wenn die Patienten ihren Arzt oder die Schwester Platt reden hören, fühlen sie sich gleich heimischer und wohler bei uns. Platt schafft Nähe", resümiert Becker. (cben)

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