100 Jahre alte Mathe-Lehrerin:
Ruhestand? Nein danke!
1954 hat Madeline Sotto ihren Dienst an einer Schule in Brooklyn begonnen - und arbeitet dort bis heute.
Veröffentlicht:NEW YORK. Einen Gehstock lehnt Madeline Scotto ab. "Dann kann ich nicht gleichzeitig meine Büchertasche tragen, und eine Büchertasche ist wichtiger." Dreimal die Woche verlässt Scotto also ohne Gehstock, aber mit Büchertasche ihr Haus tief im New Yorker Stadtteil Brooklyn und geht über die Straße zur St. Ephrem's Grundschule. Dort unterrichtet die zierliche Frau mit den kurzen weißen Haaren Mathematik - und das seit genau 60 Jahren. Mitte Oktober ist Scotto 100 Jahre alt geworden.
"Die Menschen um mich herum machen mich glücklich"
Ein Grund aufzuhören ist ihr Alter für Scotto nicht. "Ich bete viel, ich arbeite sehr viel und ich bin glücklich. Da kann ich nichts für - die Menschen um mich herum machen mich einfach glücklich." Die Arbeit an der Schule halte sie zudem jung - wie eine Seniorin fühle sie sich überhaupt nicht, sagt Scotto, und sie kenne auch gar keine Gleichaltrigen.
"Senioren scheinen mir eine andere Art von Menschen zu sein als ich es bin." Als Scotto im Oktober 1914 auf die Welt kam, war in Europa gerade der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Als sie 1928 als Teil der ersten Schülergruppe die St. Ephrem's Grundschule absolvierte, an der sie heute lehrt, bestand diese Gegend von Brooklyn noch hauptsächlich aus Feldern und Bauernhöfen.
Sie ist der Star der Schule
Mehr als 80 Jahre später nennt sich die Gegend Dyker Heights, ist dicht besiedelt und hauptsächlich von chinesischen Einwanderern geprägt. Scotto fing 1954, nachdem sie fünf Kinder zur Welt gebracht hatte, als Lehrerin an St. Ephrem's an.
Bis heute ist die der Star der Schule - sie zeigt sich stets elegant gekleidet und mit Schmuck. Scottoe gibt inzwischen keinen regulären Matheunterricht mehr, sondern konzentriert sich darauf, die Kinder in regelmäßigen Kursen auf die in den USA sehr beliebten Mathe-Wettbewerbe vorzubereiten.
Scottos Mann, mit dem sie um die ganze Welt und auch nach Deutschland ("So ein schönes Land!") reiste, starb 1999. Ihre fünf Kinder sind, anders als sie selbst, inzwischen fast alle im Ruhestand - "ein Riesen-Witz in der Familie", sagt die Lehrerin. (dpa)