Schönheitswahn im Netz

Schönheitschirurgen sehen Fotofilter mit Sorge

Retuschierte Bilder führten bei immer mehr Patienten zu unrealistischen Wünschen, wie sie ihr Aussehen verändern könnten. Eine Entwicklung, die die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) kritisch sieht.

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Internettrends wecken bei immer mehr Nutzern den Wunsch, ihr Aussehen zu verändern. Schönheitschirurgen sehen die Entwicklung mit Sorge.

Internettrends wecken bei immer mehr Nutzern den Wunsch, ihr Aussehen zu verändern. Schönheitschirurgen sehen die Entwicklung mit Sorge.

© blackday / Zoonar / picture alliance

Berlin. Retuschierte Bilder und Fotos mit Filtern führen bei manchen Nutzern sozialer Netzwerke zu unrealistischen Wünschen, was ihr Aussehen betrifft – das berichten Schönheitschirurgen.

Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) sieht vor allem bei jüngeren Patientinnen und Patienten die Tendenz, dass Korrekturwünsche auf Basis von bearbeiteten Fotos geäußert werden, wie der Verband am Freitag in Berlin mitteilte. Die Betroffenen kämen mit gefilterten Fotos etwa von Influencern bei TikTok oder Instagram in die Praxen, aber auch mit eigenen bearbeiteten Fotos, sagte Alexander Hilpert, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, auf Anfrage.

Solche Filter erlauben es bei Smartphone-Selfies zum Beispiel, sich mit wenigen Klicks zu schminken, Falten zu glätten und die Gesichtsform zu verändern. Digitale Werkzeuge erlauben es heutzutage auch Laien, mit ein paar Klicks die Figur auf Fotos zu verändern: für weniger Bauch, mehr Dekolleté oder mehr Hintern. Eine solche Bearbeitung führe oft zu einem „gemorphten und verzerrten Körperbild“ und entsprechend unrealistischen Korrekturwünschen, sagte Hilpert.

Keine ästhetischen Operationen bei Minderjährigen

Wenn Patienten dem Look der bearbeiteten Bilder entsprechen wollen, führe er als Arzt die „verzerrte Realität“ der Fotos vor Augen und weise darauf hin, dass bestimmte Wünsche oft nicht realistisch seien. Die VDÄPC empfehle, bei Minderjährigen keine ästhetischen Operationen durchzuführen. Hilpert warnte auch vor Trends, die sich in sozialen Medien rasend schnell verbreiten: Diese stünden oft in keinem Verhältnis mehr zu den medizinisch sinnvollen und realistischen Möglichkeiten.

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Als aktuelles Beispiel nannte er Eingriffe, bei denen Fettpölsterchen aus der Wange entfernt werden, um die Wangenknochen zu betonen und das Gesicht markanter zu machen (Buccal Fat Removal).

Am häufigsten sind Fettabsaugungen

In der neuen Behandlungsstatistik für 2022 weist der Verband knapp 37.800 durchgeführte Schönheits-OPs und fast 60.800 minimalinvasive Eingriffe (etwa Botox-Behandlungen gegen Falten) aus. Die häufigsten Schönheits-OPs sind demnach Fettabsaugungen, vor Oberliedstraffungen und Brustvergrößerungen. Die meisten Kunden sind Frauen. Berücksichtigt wurden OPs und Eingriffe von rund 100 Mitgliedern der Vereinigung in Praxen und Kliniken.

Ein zentrales deutsches Register für Schönheits-OPs und weitere Eingriffe gibt es nicht. Die Internationale Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ISAPS) hatte die jährliche Gesamtzahl an OPs und Behandlungen in Deutschland nach jüngsten verfügbaren Zahlen von 2021 auf über eine Million geschätzt, darunter knapp 606.000 minimalinvasive Eingriffe. (dpa)

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