Corona-Pandemie

Söder fordert Krankenhaus-Ampel

Es braucht ein neues Bewertungssystem, das sich an der Belegung der Krankenhausbetten orientiert, sagt Bayerns Ministerpräsident Söder.

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„Der Bund ist gefordert, eine funktionierende und aussagekräftige Krankenhaus-Ampel auf den Weg zu bringen“, sagt Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern (Archivbild).

„Der Bund ist gefordert, eine funktionierende und aussagekräftige Krankenhaus-Ampel auf den Weg zu bringen“, sagt Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern (Archivbild).

© Peter Kneffel/dpa

Berlin/München. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert von der Bundesregierung neue und verlässliche Maßstäbe zur Bewertung der Corona-Lage. Da die bisher im Fokus stehende Sieben-Tage-Inzidenz in der laufenden Omikron-Welle auch wegen mangelnder Testmöglichkeiten ihre vorwarnende Wirkung verliere, „brauchen wir ein neues Bewertungssystem, das sich an der Belegung der Krankenhausbetten orientieren sollte“, sagte der CSU-Chef der „Welt am Sonntag“. „Nur so erfahren wir, ob das Gesundheitssystem stabil bleibt - oder ob eine Überlastung droht.“ Er fügte an: „Der Bund ist gefordert, eine funktionierende und aussagekräftige Krankenhaus-Ampel auf den Weg zu bringen.“

Söder sagte, diese Ampel müsse den Corona-Anteil an der Belegung der Krankenhäuser und eine mögliche Überlastung des Pflegepersonals berücksichtigen. Wichtig sei dabei: „Wir müssen wissen, wie viele Personen ausschließlich wegen Corona ins Krankenhaus kommen - und wie viele lediglich mit Corona.“

RKI geht bereits von reiner Fallzahlbetrachtung weg

Zuvor hatte am Freitag auch Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, erläutert, dass in dieser Pandemiephase die reine Fallzahl nicht mehr entscheidend sei. „Wir müssen jetzt in erster Linie auf die Krankheitslast und die Krankheitsschwere schauen“, sagte er.

Konkret weist das RKI seit kurzem Schätzungen zu Infizierten mit Covid-19-Symptomen verschiedener Schwere aus. So liegen Schätzwerte zu Fällen auch unter der Schwelle von Krankenhausaufnahmen vor, etwa die Häufigkeit von Arztbesuchen.

Gegen das von Söder geforderte bundesweit anwendbare Warnsystem sprach sich aber Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher aus. Der SPD-Politiker sagte, die Hansestadt habe ihre Entscheidungen „immer an der konkreten regionalen Pandemielage ausgerichtet, die sich als Gesamtbild aus zahlreichen unterschiedlichen Faktoren ergibt“. Das Zusammenspiel der Faktoren sei komplex, so dass sich Entscheidungen nicht schematisch aus bundesweit einheitlichen Schwellenwerten ableiten ließen.

Auch Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) widersprach. „Die Corona-Politik sollte sich um Verlässlichkeit bemühen und nicht die Bürger durch wechselnde Maßstäbe verunsichern.“ Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nannte es derzeit am wichtigsten, die allgemeine Daseinsvorsorge zu sichern. Dazu gehöre der Schutz der kritischen Infrastruktur. (dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 31.01.202214:45 Uhr


Ein veritabler Ministerpräsident fordert in Bayern zur angeblich effektiveren Pandemiebekämpfung eine nur 3-stufige Krankenhaus-Ampel nach dem Motto "ja/nein/weiß nicht". Und will sein virtuelles Wunderwerk der infektionsepidemiologischen Neuerung der allgemein interessierten Öffentlichkeit bzw. medizinischen Fachleuten (Ärzten, Virologen, Epidemiologen, "Modellierern") als brandneues bundesweites Bewertungssystem, das sich an der Belegung der Krankenhausbetten orientiert, verkaufen.

Von medizinischer Expertise und virologischer Evidenz nicht den Hauch einer Spur!...

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Thomas Georg Schätzler 31.01.202210:27 Uhr

Was hilft gegen die dreifaltige bayrische Einfalt?

Ein veritabler Ministerpräsident Bayerns fordert zur angeblich effektiveren Pandemiebekämpfung eine lediglich 3-stufige Krankenhaus-Ampel. Und will dieses, sein Wunderwerk der Infektionsepidemiologie, von der allgemein interessierten Öffentlichkeit bis zu medizinischen Fachleuten (Ärzten, Virologen, Epidemiologen, "Modellierern") als brandneues Bewertungssystem, das sich an der Belegung der Krankenhausbetten orientiert, verkaufen.

Von medizinischer Expertise und virologischer Evidenz nicht den Hauch einer Spur! Deshalb für alle Medizin- und Versorgungs-Bildungsfremden nochmal zum Mitschreiben:

1. Übertragbare Krankheitsentitäten (communicable diseases) wie Sars-CoV-2-Infektionen/COVID-19-Erkrankungen und ihre Mutationen sind infektiös.
2. Erkrankt eine/r, erkranken nach der Inkubationszeit viele Kontaktpersonen 1., 2., 3. und 4.°
3. Von der Endemie zur Pandemie bedeutet, eine Fülle von Individuen erkranken weltweit symptomatisch und gefährden sich selbst bzw. ambulante und stationäre Kontaktpersonen, insbesondere in Pflege, Betreuung und ärztlicher Versorgung.
4. Datenerhebung fängt bei ambulanter Allgemein-, Such-, und Zieltestung, Krankheitsverdacht, Positiven-, Erkrankungs- und Symptomatik-Rate an, die sich im stationären Bereich mit Krankenhaus-, Intensiv-, Beatmungs-(ECMO)-pflichigkeit und Sterberaten äußert.
5. Dabei ist völlig unerheblich, ob jemand in der Kausalkette an oder mit Corona stirbt; Herz- und Lungenversagen sind i.d.R. finale Todesursachen.
6. Krankheitslast/Krankheitsschwere sind unterhalb der Schwelle von stat. Aufnahmen z.B. als Häufigkeit von Corona-Arztbesuchen zu erfassen.
7. Komplexität von Einfluss- und Stellgrößen, das Recht auf Teilhabe ("Long Covid"), Daseinsvorsorge, Schutz kritischer Infrastrukturen sind essentiell.

Wer sich monokausal/monoman an Krankenhausbetten-Belegungen profiliert, erfährt nie, ob das Krankheits-Versorgungssystem stabil oder überlastet ist.

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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