Einheitliches Finanzkonzept gefordert

Sozialverband: Frauenhaus-Plätze sollten kostenlos sein

Wer in ein Frauenhaus geht, ist in großer Not. In Bremen muss daher keine Frau für einen Platz in einem Frauenhaus zahlen. In Niedersachsen ist das anders.

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In Deutschland muss etwa jede vierte aufgenommene Frau für ihren Aufenthalt im Frauenhaus bezahlen.

In Deutschland muss etwa jede vierte aufgenommene Frau für ihren Aufenthalt im Frauenhaus bezahlen.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Hannover/Bremen. Plätze in Frauenhäusern sollten aus Sicht des Sozialverbandes Deutschland kostenlos sein. „Es ist ein Unding, dass gerade diejenigen, die dringend auf den Schutz angewiesen sind, schauen müssen, ob sie den Platz in der Einrichtung zahlen können“, sagte Annette Krämer vom Landesverband Niedersachsen laut Mitteilung. Besonders ungerecht sei, dass die Beträge je nach Einrichtung variieren.

Der Verband fordert von der Landesregierung ein einheitliches Finanzierungskonzept, um alle Häuser entsprechend auszustatten. Nach Angaben des Vereins Frauenhauskoordinierung muss in Deutschland etwa jede vierte aufgenommene Frau für ihren Aufenthalt im Frauenhaus bezahlen. Bundesweit fehlen Tausende Frauenhaus-Plätze, wie der Verein anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November mitteilte.

Zu wenige Plätze in Ballungsräumen

Nach Angaben des Sozialministeriums in Hannover gibt es in Niedersachsen derzeit 46 Frauenhäuser, 47 Gewaltberatungsstellen und 29 Beratungs- und Interventionsstellen. Die Zahl der Frauenhäuser sei in den vergangenen Jahren gestiegen. „Die tägliche Auswertung des Frauenhaus-Ampelsystems zeigt, dass regelmäßig rund 10 Prozent der Frauenhausplätze in Niedersachsen frei sind“, teilte ein Sprecher mit.

Aber: Die regionale Verteilung sei sehr unterschiedlich. „Tendenziell ist der Bedarf an Frauenhaus-Plätzen in den Ballungsräumen – so auch in der Region Hannover – besonders groß.“ Die Landesregierung arbeite daran, die Zahl der Plätze in solchen Gebieten zu erhöhen.

Manche Frauen in Not müssen selbst zahlen

Die Finanzierung ist dem Ministerium zufolge grundsätzlich Aufgabe der Landkreise und Kommunen, ergänzend dazu fördert das Land alle niedersächsischen Frauenhäuser im Rahmen einer Richtlinie. Der Eigenbetrag, den Frauen pro Tag im Frauenhaus bezahlen müssen, wenn sie keinen Anspruch auf Kostenübernahme haben, liegt demnach durchschnittlich bei 18 Euro. Da der Tagessatz von den Einrichtungsträgern festgelegt wird, gebe es Unterschiede zwischen den Einrichtungen.

Im Bundesland Bremen muss keine Frau für einen Platz im Frauenhaus bezahlen, wie die Sprecherin der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz sagte. „Für Frauen, die Sozialleistungen beziehen, wird die Finanzierung über Sozialleistungen geregelt“, erklärte sie. Für alle anderen Frauen stehe ein sogenannter Sockelbetrag zur Verfügung, der gewährleistet, dass keine Frau in Bremen für den Aufenthalt zahlen müsse.

Mehr Frauen werden Opfer häuslicher Gewalt

Im Land Bremen gibt es aktuell 145 Regelplätze, verteilt auf drei Frauenhäuser in Bremen und ein Frauenhaus in Bremerhaven. Sie werden kommunal nach Einzelfällen finanziert. „Derzeit fehlen rund 30 Regelplätze in den Frauenhäusern“, teilte die Sprecherin mit.

In Deutschland sind zahlreiche Frauen von Gewalt bedroht. Nach einer Auswertung des Bundeskriminalamts ist die Zahl der weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr um knapp sechs Prozent gestiegen. Die Polizei in Niedersachsen hat im vergangenen Jahr 29.875 Fälle häuslicher Gewalt registriert – fast 3.000 Fälle mehr als im Vorjahr.

Innenministerin: Jede Stimme zählt

Niedersachsens Gleichstellungsminister Andreas Philippi (SPD) sagte vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, die Landesregierung habe das Beratungsangebot die betroffenen Frauen ausgebaut und werde weiter auf das Thema aufmerksam machen. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) appellierte, jeder und jede Einzelne müsse sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen stark machen. „Jede Stimme zählt, um sicherzustellen, dass Frauen, die Gewalt erfahren, die Unterstützung erhalten, die sie benötigen“, sagte sie. (dpa)

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