217 Fälle
Sportmediziner: Infektionszahl in Bundesliga „relativ hoch“
Von 13 Prozent aller Spieler in der ersten Fußball-Bundesliga ist bekannt, dass sie mit SARS-CoV-2 infiziert waren, sagt Sportmediziner Professor Wilhelm Bloch. Ist das mehr als in der Bevölkerung?
Veröffentlicht:
Zwei Ligavereine, in denen es COVID-19-Fälle gab: KSV Holstein gegen den 1. FC Köln am Samstag im Relegationsrückspiel in Kiel (1:5).
© Carmen Jaspersen / dpa
Köln. Der Sportmediziner Professor Wilhelm Bloch hat sich erstaunt über die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der abgelaufenen Saison der Fußball-Bundesliga gezeigt. „Abgeglichen mit dem, was wir an Fußballern in der ersten Bundesliga haben, ist das doch schon ein relativ hoher Prozentsatz von Spielern, die sich infiziert haben. Das muss man einfach sagen“, sagte der Leiter der Abteilung „Molekulare und zelluläre Sportmedizin“ am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln am Samstag im „Deutschlandfunk“.
Dem Sender zufolge haben die 18 Erstligisten in der vergangenen Spielzeit die Infektionen von 69 Profis öffentlich gemacht. Das wären demnach rund 13 Prozent aller Bundesliga-Spieler und mithin ein etwas höherer Schnitt als in der vergleichbaren Gruppe der Gesamtbevölkerung.
Bis Sonntag verzeichnete das Robert Koch-Institut 3,7 Millionen amtlich erfasste SARS-CoV-2-Infektionen, was eine Gesamtprävalenz von 4,5 Prozent ergibt. Allerdings deuten mehrere Seroprävalenzstudien auf eine hohe Dunkelziffer. Im Landkreis Tirschenreuth etwa ermittelten Forscher der TiKoCo19-Studie einen Faktor 5. Dort waren bereis per Juni 2020 rund neun Prozent der Bevölkerung seropositiv.
DFL: 217 Fälle in 1. und 2. Liga
Die höhere Prävalenz in der Bundesliga könnte sich zudem durch ein intensiveres Testgeschehen und somit schlicht eine höhere Detektionsrate erklären lassen.
Nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) gab es in der abgelaufenen Saison 217 Corona-Infektionen im Kreis von Spielern, Trainern und Betreuern der Erst- und Zweitligisten. „In zwei Fällen war ein Krankenhausaufenthalt von Spielern erforderlich, bei denen jedoch erfreulicherweise jeweils eine Entlassung nach wenigen Tagen folgte“, sagte Nationalmannschaftsarzt Professor Tim Meyer, der auch die Task Force „Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ des Profifußballs leitet.
Durch die hohe Zahl und zeitliche Dichte der Testungen habe es kaum eine Dunkelziffer bei den Infektionen im Profifußball gegeben, betonte der DFB-Mediziner. „Setzen wir die 217 positiven Fälle in Relation zu etwa 1700 regelmäßig getesteten Personen, liegt die Inzidenz in der Größenordnung der Allgemeinbevölkerung, wenn man die in Studien gefundene Dunkelziffer berücksichtigt.“ (dpa/nös)