Internistenkongress 1936
"Staatsbürgerpflicht geht vor Berufspflicht!"
Wegen der mit einer Volksabstimmung zur Rheinlandbesetzung verbundenen Reichtagswahl vom 29. März 1936 ordnete Reichsärzteführer Dr. Wagner, der selbst DGIM-Mitglied war, kurz und bündig eine Verschiebung des Internistenkongresses an. Seine Begründung im Wortlaut:
Veröffentlicht:"Staatsbürgerpflicht geht vor Berufspflicht!
Nachdem die Friedenspolitik des Führers die europäischen Völker vor Entscheidungen von geschichtlicher Bedeutung und Tragweite gestellt hat, ist dem deutschen Volke die Möglichkeit gegeben, dem Führer durch eine neue Wahl des Reichstags seinen Dank und seine unverbrüchliche Treue zu beweisen.
Alle unsere Gedanken vereinigen sich auf die Hoffnung auf einen vollen Erfolg der unablässigen Bemühungen Adolf Hitlers, Deutschland einen dauernden Frieden der Ehre und der Gleichberechtigung zu erringen. Unser aller vordringlicher Pflicht ist es, zu einem glücklichen Ergebnis der vorstehenden Volksbefragung beizutragen.
Wir werden deshalb die Beschäftigung mit Problemen zurückstellen, die an Bedeutung hinter dem großen Gedanken dieser Tage zurücktreten. Ich gebe daher bekannt, dass die für den 21. bis 26. März 1936 in Wiesbaden geplante Tagung der Reichsarbeitsgemeinschaft für eine neue deutsche Heilkunde und mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin nicht im März stattfinden, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Die Tagungen werden in der Zeit vom 18. bis 23. April stattfinden. Staatsbürgerpflicht geht vor Berufspflicht!
Die deutschen Ärzte werden am 29. März 1936 unserem Führer Adolf Hitler ein heiliges Bekenntnis der Dankbarkeit und unbeirrbaren Gefolgschaft ablegen."
Dr. Gerhard Wagner, Reichsärzteführer.
Zwei Jahre später: Bei der Eröffnung des Internistenkongresses 1939 stellt sich der damalige DGIM-Vorsitzende Professor Wilhelm Stepp, der 1937 in die NSDAP eingetreten war, ganz in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda. Enthusiastisch feiert er den Anschluss Österreichs. Hier Auszüge aus seiner Eröffnungsrede:
"Meine Damen und Herrn, wenn mir als dem Vorsitzenden unsere Gesellschaft die ehrenvolle Aufgabe zufällt, sie zu unserer 51. Tagung, der ersten im großdeutschen Vaterlande, willkommen zu heißen, so kann ich dies nicht tun, ohne des weltpolitischen Geschehens zu gedenken, das wir mit heißem Herzen in den letzten Wochen und Tagen miterlebt haben.
In dem kurzen Laufe des vergangenen Jahres hat unser Vaterland einen gewaltigen Zuwachs an Kraft und Ansehen erfahren, und mit dem Gefühle größter Dankbarkeit richten sich heute unsere Blicke auf den Mann, der unser Vaterland aufs tiefster Erniedrigung zu nie gekannter Größe emporgeführt hat.
Wir grüßen Adolf Hitler, dem unsere Herzen freudiger denn je entgegenschlagen! Dem Führer und Reichskanzler ein dreifaches Sieg heil! Mit dem Führer grüßen wir die Deutschen im Osten und im hohen Norden, die seine starke Hand ins Reich zurückgeführt hat.
Mein besonderer Willkommensgruß gilt den Kollegen im Sudetenland ebenso wie den deutschen Kollegen im alten deutschen Prag, in Böhmen und Mähren, sowie im Memellande. Ich grüße die deutschen Kliniker in Prag, die die ruhmreiche Tradition der ältesten deutschen Universität fortgeführt und die deutsche Fahne aufgehalten haben."
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