Flüchtlingsversorgung

Systematische Informationen fehlen noch

Lob für das Engagement der Ärzte, Kritik an den Strukturen: Experten diskutieren die aktuelle Flüchtlingsversorgung.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. In der Flüchtlingsversorgung leisten Ärzte mehr als das deutsche Gesundheitssystem von Rechts wegen vorsieht und vergütet.

Zu diesem Fazit kam der Arbeitskreis "Ärzte und Juristen" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) bei seiner jüngsten Sitzung.

"Derzeit existiert viel anekdotische Erfahrung, aber wenig systematische Information", lautet das Fazit von Dr. Anne Bunte, Leiterin des Gesundheitsamts der Stadt Köln. Den Föderalismus sieht sie in der Flüchtlingsversorgung als "großes Problem".

Dr. Amand Führer von der Universität Halle bezeichnete die aktuelle Situation gar als "Stresstest für unser Gesundheitswesen". Nach der Erstaufnahme verlaufe der Weg in eine Behandlung alles andere als geradlinig.

Flüchtlinge und Ärzte unsicher

Bunte betonte jedoch den insgesamt guten Gesundheitszustand der Flüchtlinge: Rund 70 Prozent seien gesund. Häufig würden jedoch Magen-Darm-Infektionen durch Noroviren oder Campylobacter auftreten.

In Köln sei man zuversichtlich, die mit dem Flüchtlingsstrom gestiegenen Fallzahlen an Tuberkulose, Hepatitis B und C in den Griff bekommen zu können, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der AWMF. "Die Eltern sind sehr aufgeschlossen dafür, ihre Kinder impfen zu lassen", schildert Bunte dort.

Diskutiert wurden bei der Sitzung auch vorhandene Unsicherheiten - sowohl bei Flüchtlingen als auch bei Ärzten.

"Bei chronisch Kranken, wie etwa Menschen mit Diabetes, ist selbst Ärzten und Sozialarbeitern oft unklar, ob und in welchem Maße Anspruch auf ärztliche Leistungen besteht", sagte Dr. Führer, der die Versorgung von Flüchtlingen in Halle epidemiologisch und ethnografisch untersucht hat.

Laut Asylbewerberleistungsgesetz haben alle Schwangeren, Kinder und medizinische Notfälle ein Recht auf Behandlung, aber auch Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. (jk)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Versorgung von Privatpatienten

PKV-Vergütung bringt Praxen knapp 74.000 Euro zusätzlich

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter