Deutsche Ärzte
"Wir helfen Flüchtlingen, wo wir können!"
Hunderttausende Flüchtlinge sind in den vergangenen Monaten in Deutschland angekommen. Eine gewaltige Herausforderung - der sich die deutschen Ärzte mit großer Verantwortung stellen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Sie stehen im Schnee an der deutsch-österreichischen Grenze und warten auf Einlass - Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern, die in der Heimat alles zurückgelassen haben.
Zerbombte Städte, permanente Angst, Perspektivlosigkeit - sie haben ihren Alltag nicht länger ertragen. Am Ende hat es nur noch einen einzigen Ausweg gegeben: raus in ein neues Leben, auf in Richtung Europa.
Eine lange, oft dramatische Flucht liegt hinter ihnen, sie sind müde und leer, manche haben auf ihrem beschwerlichen Weg in Richtung Norden dem Tod buchstäblich in die Augen geblickt.
Hunderttausende haben sich in den vergangenen Monaten auf den Weg gemacht, nach und nach wurden es immer mehr.
In Deutschland Schutz suchen
Für die Menschen im Schneeregen an der österreichischen Grenze ist die Flucht nun vorbei. Der Grenzbeamte gibt ein Zeichen: Willkommen in Deutschland, jetzt kann alles nur besser werden.
"Für uns als Ärzte ist es bedeutungslos, woher ein Mensch kommt. Wir behandeln alle Menschen nach den gleichen Kriterien und wir wollen allen die gleiche Qualität zukommen lassen". Das hat Professor Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, schon vor Monaten klargestellt, als die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen, von Tag zu Tag zunahm.
Bereits beim Deutsche Ärztetag 2014 in Düsseldorf hatten die Delegierten den Bundesgesetzgeber aufgefordert, Asylbewerbern die gleichen Rechte bei der Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen wie regulär Krankenversicherten.
Noch haben Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthaltes nur eingeschränkten Anspruch auf medizinische Leistungen. Die Gesundheitskarte - inzwischen in einigen Bundesländern eingeführt - erleichtert Versorgungsabläufe, ändert aber zunächst nichts an Einschränkungen, die im Asylbewerberleistungsgesetz festgeklopft wurden.
Montgomery fordert für die Neubürger in spe die Ausgabe der Gesundheitskarte schon bei der Erstregistrierung - und zugleich alle Leistungen, die auch Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen erhalten.
Eine angemessene medizinische Versorgung ist aus ärztlicher Sicht gut möglich, sagt er: "Flüchtlinge schleppen keine infektiösen Krankheiten ein, wie wir das ursprünglich befürchtet haben."
Viele Ärzte sind ehrenamtlich im Einsatz
Überall im Land haben sich Ärzte inzwischen für Flüchtlinge in die Pflicht genommen. Viele waren und sind bis heute ehrenamtlich im Einsatz.
Und in allen Bundesländern wurden kreativ Strategien entwickelt, um die Gesundheitsversorgung nachhaltig sicherzustellen. Landesweit wird organisiert, delegiert und koordiniert.
Für Ärzte, die sich ehrenamtlich in der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen engagieren möchten, hat zum Beispiel die Kammer Nordrhein eine Liste von Ansprechpartnern zusammengestellt, die Kontakte zu den Hilfsorganisationen und Initiativen vor Ort ermöglichen.
Auf der Homepage der Kammer werden aktuelle Hilferufe wie etwa dieser veröffentlicht: "Für die Erstuntersuchung und die Impfungen im Flüchtlingsdorf Köln-Chorweiler benötigt die Bezirksregierung Köln über die Feiertage dringend ärztliche Unterstützung! Dort werden bis zu 800 Menschen noch bis Anfang Januar betreut."
Längst nicht alles funktioniert reibungslos. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte etwa mahnt Konzepte an, um sicherzustellen, dass auf der Flucht stark traumatisierte Kinder professionell behandelt und betreut werden können.
Ohnehin lassen sich Kriegstraumata nicht aus den Köpfen der Menschen ausradieren - egal ob bei Kindern oder Erwachsenen.
Die Herausforderungen werden im kommenden Jahr sicher nicht geringer - doch Grund zur Besorgnis besteht nicht. Die Landesärztekammer Niedersachsen hat eine Botschaft formuliert, die auch in Zukunft Maßstab für alle deutschen Ärzte sein wird: "Wir helfen Flüchtlingen, wo wir nur können!"