"Unser Einsatz gibt Lebensqualität zurück"
Ehrenamt im Gesundheitswesen - dieses Engagement würdigt Springer Medizin mit dem CharityAward. Dieses Jahr ist die Ärztin Jenny de la Torre geehrt worden. 65 Organisationen erhielten zwar keinen Preis, doch weil ihr Einsatz große Anerkennung verdient, stellen wir beispielhaft fünf Bewerber vor.
Von Johanna Dielmann-von Berg

Sie haben trotz Krankheit viel Spaß: Krankenschwester Katharina mit Schützlingen im Hospiz KinderLeben.
© Christine Koch
NEU-ISENBURG. "Manche können mich zuerst garnicht ansehen," sagt Dagmar Marth. Ihr fehlt der linke Oberarm und ein Unterschenkel.
Im Unfallkrankenhaus Berlin besucht sie Patienten, die Arme oder Beine verloren haben oder denen eine Amputation bevorsteht. Als Botschafterin für die Stiftung "MyHandicap" spricht sie Betroffenen Mut zu, beantwortet ihre Fragen und mindert ihre Ängste.
"Als Betroffene öffnen sich mir die Leute meist schneller als ihrem Therapeuten. Ich kann ihnen helfen, die Scham zum Beispiel vor dem Schwimmen zu verlieren und sie auffangen, wenn sie nach der Entlassung in ein Loch fallen", erklärt die zweifache Mutter.
Forum für körperlich Behinderte

Silber über 200 Meter Freistil schaffte André Noé mithilfe der Special Olympics Deutschland - einem der Bewerber für den Charity-Award.
© SOD/Jörg Brüggemann
Seit 2006 engagiert sie sich für die Stiftung von Gründer Joachim Schoss, der bei einem Unfall einen Arm und ein Bein verlor. "MyHandicap" bietet körperlich Behinderten ein Forum.
Im Internet können sie sich Rat von Experten und Betroffenen holen. Pro Monat wächst die Community um bis zu 800 neue Mitglieder, inzwischen sind es 16.000.
"Mit unserem Einsatz geben wir den Menschen Lebensqualität zurück", sagt Marth.
Kleinigkeiten machen Lebensqualität aus
Lebensqualität ist auch die oberste Maxime im Hamburger Tages-Kinderhospiz "KinderLeben". Um schwer kranken Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, reicht manchmal eine Kleinigkeit.
"Einmal betreuten wir einen erblindeten Jungen. Als er zum ersten Mal KinderTiramisu probierte, strahlten seine Augen. Das hat uns alle tief berührt", erzählt Mitarbeiter Hendrik Grafelmann.
Im Hospiz kümmern sich examinierte Kinderkrankenschwestern mit Palliativausbildung und Ehrenamtliche um kranke Kinder und deren Geschwister.
Die fünf Plätze sind immer gut belegt, so Grafelmann. Anders als in den meisten Hospizen, können die Kinder hier auch nur für einen Vormittag oder tageweise betreut werden.
Mit Hilfe von Musik werden Konflikte geschlichtet
Es gibt auch Kinder, denen psychische Erkrankungen das Leben schwer machen. In Homburg im Saarland etwa mangelte es an Angeboten nach der stationären Behandlung.
Dafür sammelt die Projektgruppe Kinder und Jugendliche des Vereins "Psychosoziale Projekte Saar-Pfalz" bis zu 30.000 Euro pro Jahr. Für ihr Projekt "Stage Company" stehen die Schulen im Umkreis Schlange.
"Klassengemeinschaften bieten oft sozialen Sprengstoff. Bei "Stage Company" können die Kinder ihr Verhältnis ohne Konflikte erleben", sagt Vereinsmitglied Jörg Weiland.
Mit Musik- und Kunsttherapeuten erarbeiten die Schüler eigene Stücke, die nach zehn Wochen aufgeführt werden.

Ein Herz und eine Seele: Labradoodle Ben steht seinem Herrchen Marcel Tag und Nacht zur Seite. Seine Ausbildung kostet bis zu 24 000 Euro.
© Kynos Stiftung
Vor zehn Jahren haben Mitarbeiter des Uniklinikums Homburg und Angehörige die Gruppe gegründet. Mit Spenden finanzieren sie auch Klinikangebote, für die sonst kein Geld übrig bleibt.
"Einem Zehnjährigen im Rollstuhl haben wir die Reittherapie bezahlt. Er konnte sogar das Pferd selbst lenken, ein seltenes Erfolgserlebnis für ihn", sagt Weiland.
Gespendete Medikamente erreichten bisher elf Länder
Ein anderes Projekt sammelt Medikamente und medizinische Hilfsmittel, um sie in Notgebiete auf der ganzen Welt zu schicken. Unter anderem hat die "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" Afghanistan, Tibet oder Argentinien beliefert.
Seit 1996 hat Gründerin Sonne Leddin mit ihren Helfern rund 20 Tonnen Medikamente und Klinikmaterial im Wert von 2,4 Millionen Euro vor der Vernichtung bewahrt.
"Natürlich werden abgelaufene Arzneien nicht weitergeleitet", erklärt Leddin. Nach dem Verfallsdatum sortieren Ärzte und Apotheker nochmals alles nach Fachgebiet.
Die Hilfsgüter werden in Landessprache beschriftet, "dadurch kommen die Mittel sofort auf die richtige Station und schneller zum Patienten." Bis heute unterstützte der Verein elf Länder und drei Projekte in Hamburg.
Hunde helfen Behinderten, unabhängig zu leben
Sie ziehen ihrem Herrchen die Socken aus, bringen ihm Medikamente oder öffnen Türen. Obwohl Assistenzhunde für behinderte oder kranke Menschen eine große Alltagshilfe sind, bezahlt der Staat nur die Kosten für Blindenführhunde.
Seit 1998 finanziert die "Kynos Stiftung - Hunde helfen Menschen" auch für körperlich oder geistig Behinderte, Hörgeschädigte und kranke Menschen die Ausbildung eines Begleiters auf vier Pfoten.
Das kostet 20 bis 24.000 Euro. Pro Jahr schult die Stiftung mindestens acht Hunde. "Sie machen ihre Besitzer nicht nur unabhängiger von der Hilfe anderer. Der Einsatz eines solchen Hundes durchbricht auch die Isolation der Betroffenen", sagt Petra Kobe.
Durch die Tiere gibt es mit anderen schnell ein Gesprächsthema, das von der Krankheit ablenkt. "Unsere Hunde sind also auch Balsam für die Seele", meint Kobe.
Dies sind nur fünf zufällig ausgewählte Beispiele, wie sich Bewerber des CharityAwards 2011 für die gesundheitliche Versorgung einsetzen.
Andere beraten etwa bei seltenen Krankheiten, unterstützen sozial benachteiligte Menschen oder übersetzen medizinische Befunde.
Für das gesundheitliche Wohl von Kindern setzen sich ein
- Der Bundesverband "Herzkranke Kinder e.V." kümmert sich um Kinder und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler.
- Die Björn Schulz Stiftung hilft krebs-, chronisch und schwerst kranken Kindern.
- Bei dem Verein "Nephrokids Nordrhein-Westfalen" unterstützen Eltern nierenkranke Kinder und Jugendliche.
- "Taube Kinder lernen hören e.V." versorgt Kinder mit elektronischen Innenohrprothesen.
- Die Vereine "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern" und "Flüsterpost" beraten Eltern und Kinder.
- Die Paul Nikolai Ehlers-Stiftung fördert die gesundheitliche Bildung russischer und deutscher Kinder.
- Das Kinderhaus "Atemreich" bietet beatmeten Kindern ein familienähnliches Zuhause.
- Ralf Behrmann, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, fördert den Impfschutz von Kindern.
- Die Initiative "Prävention aus Liebe zum Kind" der Stiftung für das behinderte Kind e.V. und des Deutschen Brauer-Bundes e.V. bemüht sich um Früherkennung, Vorsorge und Frührehabilitation von Behinderungen im Kindesalter.
- Beim Bundesverband "Das frühgeborene Kind e.V." erfahren Betroffene, wie und wo sie in ihrer Nähe Hilfe bekommen.
- Das Kindernetzwerk e.V. hilft Betreuungsangebote für chronisch kranke, behinderte, pflegebedürftigen Kinder zu finden.
- Die Stiftung "Große Hilfe für kleine Helden" unterstützt Eltern und Kinder bei stationären Klinikaufenthalten und danach.
- Die Olgäle-Stiftung für das kranke Kind e.V. erleichtern stationäre Aufenthalte schwerkranker Kinder in der Klinik.
- Die Bärenherz Stiftung fördert vor allem Kinderhospize.
- Der Verein "Power-Child" setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen.
- Die NCL-Stiftung fördert Forschung und Aufklärung zu dieser tödlichen Stoffwechselkrankheit.
- Die PharmHuman Stiftung möchte eine gesunde Lebensweise in die tägliche Kindergartenarbeit integrieren.
- Die Kampagne "Ohne Kippe" der Thoraxklinik Heidelberg erklärt Kindern und Jugendliche die Folgen des Rauchens.
Bewerber, die sich um spezielle Erkrankungen oder Behinderungen kümmern
- Die Vereine "mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs" und "Race for the Cure" der Susan G. Komen Deutschland e.V. unterstützen Frauen mit Brustkrebs.
- Der Verein "pakkido" möchte die Kommunikation für und mit Krebspatienten verbessern.
- Das Onkologische und Palliativmedizinische Netzwerk Landshut sieht sich als Partner, der den Krebspatienten bei seiner Therapie zur Seite steht.
- "1000 Leben retten" setzt sich für die Früherkennung von Darmkrebs ein.
- Die Stiftung "Leben mit Krebs" möchte die Krebstherapie verbessern.
- Die Rexrodt von Fircks Stiftung unterstützt krebskranke Mütter und deren Nachwuchs.
- Die Deutsche Diabetes-Stiftung und "diabetesDE" fördern Vorsorge, Fortbildung und Forschung der Volkskrankheit.
- Die Herzklinik Dr. Haerer und Partner setzt sich für die Prävention von Herzkrankheiten ein.
- Mit dem "Frauenherz-Telefon" bietet die KKH Allianz seelische Unterstützung für herzkranke Patientinnen an.
- Die Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe engagiert sich für die schnelle und effiziente Versorgung von Schlaganfall-Patienten.
- Die Healthcare at Home Deutschland GmbH hat ein Betreuungssystem für chronisch kranke Patienten zu Hause entwickelt.
- Die Deutsche Stiftung für chronisch Kranke fördert Forschung für insbesondere kardiovaskuläre chronische Krankheiten.
- Der Verein "Special Olympics Deutschland" ist eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.
- Die Initiative "Down-Syndrom - wir gehören dazu" wird von Hexal unterstützt und organisiert jedes Jahr ein Down-Sportlerfestival.
- Der Verein "ITLS Germany" hat sich zum Ziel gesetzt, die Sterblichkeit und Behinderungsrate nach Verletzungen zu senken.
- Der Verein "PKD Familiäre Zystennieren" engagiert sich für Selbsthilfe, Prävention und Erforschung der Krankheit.
- Die Deutsche Leberstiftung möchte die Behandlung von Lebererkrankungen verbessern.
- Der Deutscher Psoriasis Bund setzt sich für die Interessen von Menschen mit Schuppenflechte ein.
- Die Charcot-Stiftung fördert die Forschung zu amyotropher Lateralsklerose.
- Die Deutsche UVEITIS Arbeitsgemeinschaft e.V. berät Patienten mit dieser Augenkrankheit.
- Mit der "Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe" bietet Gründerin Kornelia Schmidt aus Schwalbach Betroffenen eine Anlaufstelle.
- Die Deutsche Selbsthilfe Angeborene Immundefekte e.V. informiert Betroffene und Interessierte über angeborene Immundefekte.
- Die Europäische Endometriose Liga klärt über Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut auf.
- Die Ärztliche Genossenschaft GenoGyn Rheinland e.G. will die Qualität in der Behandlung und die Wirtschaftlichkeit der beteiligten Praxen verbessern.
- Die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft e.V. fördert, medizinische und veterinärmedizinische Mykologie zu erforschen.
- Die Europäische Stiftung Allergieforschung (ECARF) verbreitet neue Erkenntnisse aus der Allergieforschung bei Ärzten und Bevölkerung.
Andere Hilfsangebote
- Die Arbeitsgemeinschaft First Responder und die Björn Steiger Stiftung arbeiten daran, die Notfallhilfezu optimieren.
- Die Kaiserin-Friedrich-Stiftung bietet Fortbildungskurse für Ärzte.
- Die Initiative "Selbst bestimmen" des Klinischen Ethikkomitees der SLK-Kliniken Heilbronn informiert über Patientenverfügungen.
- Dr. Alois Eiber aus Waldmünchen bietet Bewegungs-Walking-Management an.
- Der Verein "TECUM" kümmert sich um suizidgefährdete Menschen und deren Angehörige.
- Mit der Stiftung "Für`s Leben" klärt die Deutschen Stiftung Organtransplantation über Organspende auf.
- Der Leo-Club Sophie von la Roche ist eine Jugendorganisation der LIONS International und setzt sich für sozial benachteiligte Menschen ein.
- Die Jenny de la Torre-Stiftung versorgt Obdachlose in Berlin.
- "Was hab ich?" ist eine Organisation von Medizinstudenten, die medizinische Befunde übersetzen.
- "Go100 e.V." bietet ein Forum für über 50-Jährige.
- Der Bundesverband Seniorentanz e.V. möchte Ältere für das Tanzen begeistern.
- Die Grooving Doctors sind eine Ärzteband aus Südhessen.
- Die Initiative "Heilungsgebet Wetzlar" betet für Menschen mit schweren Erkrankungen, Ängsten oder in Not.