Zehn Jahre nach dem Fukushima-Super-GAU
Wie Telemedizin und Infrastruktur Japans Versorgungsengpässe lindern
Die Kardiologin Yuko Maegawa gab kurz nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 ihren Job in Tokio auf und ging ans Krankenhaus Miyako in Iwate im Nordosten der Hauptinsel Honshu. Ein Kurzinterview.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Mit welchen Gefühlen gehen Sie dem zehnten Jahrestag der Katastrophe entgegen?
Yuko Maegawa: Von Jahr zu Jahr habe ich immer versucht, das Beste zu geben, was mir zu dem Zeitpunkt möglich war. Dass es jetzt zehn Jahre sind, kann ich kaum glauben. Aber dann sind zehn Jahre wiederum auch nichts so Besonderes, dass sich jetzt deshalb etwas ändern würde. Der Meilenstein zehn Jahre als solcher hat zwar einen gewissen Wert, aber der Wiederaufbau ist deswegen nicht vorbei und an sich braucht es einen solchen Einschnitt nicht. Ich möchte so dicht wie möglich am Gefühl der Menschen in den Katastrophengebieten – egal, ob positiv oder negativ – sein und mit ihnen gemeinsam dem 11. März entgegengehen.
Worin sehen Sie die großen Herausforderungen für das Gesundheitswesen im Katastrophengebiet ?
Im Februar 2019 gab das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales in Tokio bekannt, dass die Präfektur Iwate die niedrigste Anzahl an Ärzten pro Einwohner von allen 47 Präfekturen Japans aufweist und der Miyako-Distrikt die niedrigste in Iwate. Aber trotz Personal- und Fachkräftemangels haben wir 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr Notfallpatienten aufgenommen.
Wenn jetzt Leute im Rahmen von Arbeitsreformen gezwungen werden, Urlaub zu nehmen, frage ich mich, ob es ein System gibt, um den Personalmangel auszugleichen. Ich mache mir Sorgen, dass dann eventuell die medizinische Versorgung in entvölkerten Gebieten zusammenbrechen könnte.
Andererseits ist die Zusammenarbeit mit fortschrittlichen medizinischen Einrichtungen im Inland einfacher geworden als früher. Dass wir jetzt Bilder online in Echtzeit austauschen und uns besprechen können, ist ein großer Vorteil, ebenso die Tatsache, dass durch neue Straßen das Landesinnere leichter zugänglich geworden ist.