Datenanalyse der Barmer
Wieder mehr Menschen wegen Kokainmissbrauchs in Behandlung
Die Zahl der Menschen, die wegen Kokainmissbrauchs behandelt werden, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Geschnupft wird vor allem in der Altersklasse der 20 bis 39-Jährigen.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesweit nimmt der Kokainmissbrauch offenbar weiter zu. Nach Abrechnungsdaten der Krankenkasse Barmer wurden 2023 insgesamt knapp 65.000 Menschen wegen psychischer Störungen und Verhaltensstörungen durch Kokain in Kliniken oder ambulant behandelt. Ein Anstieg gegenüber 2022 von rund 17,6 Prozent.
Vor allem unter Männern ist den Zahlen zufolge der Kokainkonsum problematisch. Auf knapp 51.000 summierte sich 2023 die Zahl der männlichen Patienten (2022: 43.000). Dagegen befanden sich im gleichen Zeitraum rund 14.700 (2022: 12.300) Frauen in Behandlung. 2019 waren nach den Barmer-Abrechnungsdaten knapp 36.000 Männer und 10.500 Frauen betroffen.
Meisten Fälle in Nordrhein-Westfalen
Auffällig ist, dass Kokainmissbrauch vor allem in der Altersklasse der 20- bis 39-Jährigen vorkommt. So stammten 2023 beispielsweise in Niedersachsen die meisten der wegen Störungen behandelten männlichen Patienten aus dieser Altersgruppe, nämlich 3.600 von insgesamt rund 6.000. Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus: Von insgesamt 12.000 behandelten Männern waren 6.600 zwischen 20 und 39 Jahren alt. Danach folgt die Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen.
Frauen und Männer zusammengerechnet, registrierte die Barmer im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die meisten Behandlungsfälle wegen Kokainmissbrauchs (2023: rund 15.000, 2022: 13.000). Danach folgen Niedersachsen mit knapp 7.700 Fällen, Berlin (7.200) und Baden-Württemberg (5.900).
Die Zunahme der Fälle sei besorgniserregend, sagte der Baden-Württembergs Barmer-Landesgeschäftsführer Winfried Plötze. Er geht von einer hohen Dunkelziffer aus. „Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen.“ Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könne auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. (juk/dpa)