Nach Tugces Tod
Zwei wichtige Zeuginnen melden sich
Das Schicksal der Studentin Tugce A., die nach einer Prügelattacke in Offenbach starb, bewegt das Land. Noch ist vieles unklar, was in der Tatnacht geschah. Zwei Zeuginnen könnten jetzt endlich Licht ins Dunkel bringen.
Veröffentlicht:OFFENBACH/BERLIN. Nach dem bewegenden Abschied von der Studentin Tugce A. hat die Offenbacher Polizei zwei wichtige Zeuginnen der tödlichen Prügelattacke gefunden.
Wie die Staatsanwaltschaft am Montag bestätigte, sind es die beiden Mädchen, nach denen die Ermittler seit der vergangenen Woche suchen. Angaben zu den Identitäten machte die Behörde jedoch nicht, um die beiden Jugendlichen zu schützen.
Trauerfeier diese Woche geplant
Für kommende Woche ist nach Informationen der "Bild am Sonntag" eine Trauerfeier für Tugce in Wächtersbach bei Frankfurt geplant, dann soll sie in ihrem Geburtsort Bad Soden-Salmünster in Hessen beerdigt werden.
Rund 1500 Menschen hatten sich am Freitag in einer bewegenden Feier vor der Klinik von der Studentin verabschiedet. Bundespräsident Joachim Gauck will prüfen lassen, ob Tugce einen Verdienstorden bekommen soll.
In Berlin versammelten sich am Sonntag etwa 150 Menschen, um an Tugces Zivilcourage erinnern. Auf Schildern standen Sätze wie "Menschen wie dich braucht die Welt" oder "Unsere Heldin".
Vieles aus der Tatnacht ist noch unklar
Bisher ist unklar, ob die Studentin durch den Schlag am frühen Morgen des 15. November tödlich verletzt wurde oder durch den Aufprall auf das Pflaster des Parkplatzes vor einem Schnellrestaurant. Eine Obduktion sollte darüber Klarheit bringen.
Tugce A. war ins Koma gefallen, aus dem sie nicht mehr erwachte. Am Freitagabend wurden in der Klinik die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet, nachdem zwei Tage zuvor der Hirntod festgestellt worden war.
Tugce A. soll vor der Attacke in dem Lokal zwei jungen Mädchen zu Hilfe gekommen sein, die von Männern belästigt wurden. Einer von ihnen soll der spätere Angreifer gewesen sein, der nun in Untersuchungshaft sitzt.
Gegen den 18-Jährigen wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.
Organe entnommen
Die junge Frau wäre am Freitag 23 Jahre alt geworden. "Tugce wird uns allen fehlen, wir werden ihr warmes Lächeln schmerzhaft vermissen", sagte ihr Vater der "Bild am Sonntag". "Der erste Tag ohne Tugce ist wie ein Tag, nach dem kein Morgen mehr kommt."
Die Studentin hilft auch nach ihrem Tod anderen Menschen: Drei Ärzteteams entnahmen ihr im Klinikum in Offenbach mehrere Organe, nachdem die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet worden waren.
Dass die Vergabe eines Verdienstordens geprüft wird, teilte der Bundespräsident nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Samstag der Internetplattform "change.org" mit. Diese Plattform hatte eine Online-Petition ins Leben gerufen und bis Sonntagabend fast 130.000 Unterschriften gesammelt.
In einem Beileidsschreiben an die Familie betonte Gauck nach Angaben des Präsidialamts, die junge Frau habe "unser aller Dankbarkeit und Respekt verdient". Sie werde immer ein Vorbild bleiben.
"Wo andere Menschen wegschauten, hat Tugce in beispielhafter Weise Mut und Zivilcourage bewiesen." (dpa)