WHO-Bericht

500 Flaschen Bier pro Kopf

500 Flaschen Bier pro Jahr - so viel Alkohol trinkt jeder Deutsche umgerechnet pro Jahr. Ein neuer Report zeigt: Das ist etwa doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt.

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GENF. Die Deutschen trinken unverändert viel Alkohol. Das geht aus einem neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, der am Montag in Genf vorgestellt wurde. Demnach konsumiert jeder Deutsche über 15 Jahren im Schnitt 11,8 Liter reinen Alkohol im Jahr. Das entspricht gut 500 Flaschen Bier.

Der Verbrauch ist der WHO zufolge seit dem Jahr 2008 konstant geblieben. Zwischen 2003 und 2005 lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland allerdings noch einen Liter höher.

Männer trinken mehr als doppelt so viel wie Frauen. Während ein Mann in Deutschland im Schnitt jährlich 16,8 Liter Alkohol konsumiert, sind es bei den Frauen sieben Liter. Bier macht mehr als die Hälfte des bundesweit konsumierten Alkohols aus (53,6 Prozent), gefolgt von Wein (27,8 Prozent) und hochprozentigen Getränken (18,6 Prozent).

Weltweit liegt der Alkoholkonsum mit 6,2 Litern reinen Alkohol nur knapp halb so hoch wie in Deutschland. Auch in Europa wird weniger getrunken, nämlich 10,9 Liter. Vor allem in China und Indien nimmt der Alkoholkonsum jedoch zu. In Europa, dem Kontinent mit dem höchsten Alkoholkonsum, ist der Verbrauch gleichbleibend.

Für die Zukunft rechnet die WHO mit unterschiedlichen Entwicklungen. "In China und Indien erwarten wir von niedrigem Niveau eine weitere Zunahme des Alkoholkonsums, während der Verbrauch in Europa von hohem Niveau leicht sinken wird", sagte der zuständige WHO-Koordinator, Dr. Vladimir Poznyak. Für Deutschland prognostiziert die WHO einen Rückgang des Pro-Kopf-Konsums auf neun Liter reinen Alkohol bis zum Jahr 2025.

Die WHO warnte vor den Folgen exzessiven Alkoholkonsums. 2012 habe es weltweit 3,3 Millionen Alkoholtote gegeben. Übermäßiges Trinken begünstige mehr als 200 Krankheiten, darunter Leberzirrhose und Krebs, aber auch Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Lungenentzündung. (dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 17.05.201402:23 Uhr

WHO-Bericht etwas benebelnd?

Bereits 2011 berichtete die WHO pro Person ab dem 15. Lebensjahr noch von 9,24 Liter reinem Alkohol im EU-Durchschnitt als jährlichem Konsum.
Alkohol in Volumen ausgedrückt ist leichter als Wasser. 9,24 Liter ergaben EU-durchschnittlich 7,392 kg Alkohol. In einer 0,5 Liter Bierflasche mit 4,5 Vol. % sind 18 Gramm.
Nach der Formel zur Berechnung des Alkoholgehalts: Menge in ml mal Angabe Volumenprozent geteilt durch 100 mal 0,8.
Pro Person pro Jahr waren damals in der EU im Schnitt 411 Halbliter Flaschen Bier durch die Kehlen gerauscht; das sind täglich gut 20 g reiner Alkohol.
Jetzt berichtet die WHO aktuell für Deutschland von 11,8 Litern reinem Alkohol, was 9,440 kg entspricht und somit pro Person etwa 526 Bierflaschen pro Jahr ab dem 15. Lebensjahr ergibt.
Problematisch und z. T. irreführend bleiben solche Vergleiche, auch wenn sie von der WHO stammen, allemal. Wenn zufällig ein Millionär neben einem ALG II-Empfänger im Kino sitzt, verfügen beide dann im Durchschnitt über 500.000 Euro? Eine völlig idiotische Statistik!
Die WHO sitzt in ihrem Übereifer einem vergleichbaren Verzerrungsfehler auf. Denn sie vergleicht weltweit auch Länder mit Deutschland und der EU, in denen aus gesetzlichen, religiösen und moralisch-ethischen Gründen offiziell eine strikte A b s t i n e n z r e g e l herrscht.
Birnen mit Äpfeln vermischen zu wollen, ergibt aber nun mal kein Apfelmus, sondern höchstens ein "Bapfelmus".

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund –

PS.: Nach wie vor gilt "one drink a day, keeps the doctor away" als "French paradox"! K l e i n e Mengen sind gemeint: 125 ml bzw. 1/8 Liter Wein mit 13 Vol. % ergeben 13 Gramm reinen Alkohol. Auch maximal e i n e 0,33 ltr. Bierflasche ist als d u r c h s c h n i t t l i c h e Tagesdosis unbedenklich.

Dirk Hansen 12.05.201414:25 Uhr

Ursachen II

Oder ist es womöglich noch schlimmer?
- Vereinsamung
- überflüssig in der Gesellschaft?
- sinnentleerte Beschäftigung?
- Schmerzen und kein adäquates Medikament?

Dirk Hansen 12.05.201414:13 Uhr

Ursachen?

Die hohen Mengen zu beklagen reicht nicht. Womit hängen sie zusammen?
- Verfügbarkeit von Alkohol?
- Preis?
- gesellschaftliche Akzeptanz des Saufens?
- Arbeitsbedingungen?
- Vorbilder?

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