Ärzte protestieren gegen Pläne der AOK fürs Internet
BERLIN(dpa). Ärztevertreter haben mit scharfem Protest auf den AOK-Plan reagiert, Mediziner durch Patienten im Internet bewerten zu lassen.
Veröffentlicht:Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, kritisierte in der "Berliner Zeitung": "Es ist unseriös, anonyme Fragebögen als Grundlage für Rankings zu nutzen." Wenn die AOK tatsächlich mit einer eigenen Plattform diesen Weg beschreiten sollte, erweise sie den berechtigten Ansprüchen ihrer Mitglieder auf qualitätsgesicherte Information einen Bärendienst. Der Vorstandschef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Jürgen Fedderwitz, warnte vor einem Ärzte-TÜV.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD), unterstützte die AOK hingegen, einen "AOK-Arzt-Navigator" im Lauf des Jahres ins Internet zu stellen, um Versicherten, die Möglichkeit zu geben, Ärzte zu bewerten.
Zahnarzt-Verbandschef Fedderwitz sagte der "Süddeutschen Zeitung", solche Bewertungsportale seien erfahrungsgemäß extrem missbrauchsanfällig. "Da muss die AOK aufpassen, dass sie kein populistisches System mit Hitparadencharakter aufbaut." Über gute Medizin könne man nicht abstimmen wie bei "Deutschland sucht den Superstar". Hoppe forderte, auf bereits vorhandene Qualitätssicherungsverfahren zu setzen, die Ärzten ermöglichen, auf Kritik zu reagieren und Missverständnisse auszuräumen. Der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Roland Stahl, warnte in den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Kölnischen Rundschau" (Samstag) vor einem "digitalen Ärztepranger".
Die Patientenbeauftragte Kühn-Mengel äußerte sich in den Zeitungen hingegen positiv zu dem Vorhaben. Patienten seien sehr oft bei der Suche nach den richtigen Ärzten und Spezialisten überfordert, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Ein Arzt-Navigator wie von der AOK geplant könne eine Orientierung bieten. Wichtig sei aber, dass die Bewertung wissenschaftlich fundiert und seriös sei. "Ich will nicht, dass Patienten Ärzte öffentlich diskriminieren können", sagte sie der "Berliner Zeitung".