TV-Kritik
Ärztehonorare versanden bei "Hart aber fair"
Der Streit ums Arzthonorar im Öffentlich-Rechtlichen: Die ARD wollte am Montagabend bei "Hart aber fair" über das Gesundheitswesen diskutieren. Bloß: Das Thema erwies sich als zu komplex.
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Komplexe Diskussion bei Plasberg (rechts): Heinrich, Spahn, Bartens, Steffens, Graalmann.
© Klaus Görgen / WDR
BERLIN. Gegen Ende gestand Frank Plasberg ein: "Niemand erwartet von dieser Sendung, dass wir das System reformieren."
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gäste, die am Montag in der ARD-Talk Show "Hart aber fair" über den Honorarstreit, mithin die wirtschaftliche Situation und die angekündigten Ärzteproteste diskutierten, die Systemfrage jeweils aus ihrer Sicht schon gestellt.
Der praktizierende Arzt: "Das System lebt davon, dass wir kostenlos Leistungen erbringen", versuchte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des NAV-Virchowbundes und Sprecher der Protestallianz von 30 Ärzteverbänden zu erklären, dass das hohe Patientenaufkommen, Arbeitszeit und Entlohnung bei den Niedergelassenen in einem absolut schiefen Verhältnis zueinander stehen.
Der Kassenvertreter: "Die Mengenentwicklung ist nicht allein medizinisch zu begründen", erwiderte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann.
Der Bundespolitiker: "Das System der Selbstverwaltung kommt an seine Grenzen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU). Wie das Geld verteilt werde, liege in der Verantwortung der Ärzte.
Bloß kein Klischee bedient
Er wolle sich aber nicht vorstellen, wie statt der Selbstverwaltung der Bundestag im Plenum über die Ärztevergütung debattiere. Im Übrigen seien Ärzteproteste vor dem Abschluss der Verhandlungen unnötig.
Die Landespolitikerin: "Es gibt eindeutige Hinweise, dass Ärzte und Kliniken überversorgen", sagte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Die Politik müsse hier anders eingreifen.
Der professionelle Systemkritiker: "Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens schreitet voran", mahnte Werner Bartens, gelernter Arzt, heute Journalist und Buchautor.
Die Medizin werde schlechter und gleichzeitig teurer. Dagegen sollten die Ärzte aufstehen, nicht für mehr Geld.
Jeder dieser Aspekte böte genug Stoff für eine eigene Sendung. Zusammen vorgetragen sorgten sie für Zuschauerverwirrung.
In ihren besten Sendungen schaffen es Plasberg und sein Team, im Gespräch mit ihren Gästen ein Thema behutsam zu entwickeln und manchmal auch, über These und Antithese hinauszuweisen.
Diesmal gelang das nicht. Die Materie war zu komplex. Der Titel der Sendung "Mit der Praxis kommt der Porsche - Neue Wohlstandsgarantie für unsere Ärzte?" bediente lediglich ein Klischee.
Die Sendezeit erwies sich als zu kurz, um die Frage nach dem gerechten Lohn für Ärzte hart und fair zu beantworten.