Wirtschaftsentwicklung
Allzeitminus? Nicht bei Nudeln und Antibiotika
Das Bruttoinlandprodukt rauscht bereits im ersten Quartal um 2,2 Prozent in den Keller. Doch es gibt auch Krisengewinner.
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Wenig gute Nachrichten hatten die Vertreter des Statistischen Bundesamtes am Freitag zu den vorläufigen Ergebnissen für das Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal zu melden.
© Wolfgang Kumm/dpa
Berlin/Wiesbaden. Bereits im ersten Quartal sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft gravierend. Dabei hat der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie die deutsche Wirtschaft erst ab Mitte März in großen Teilen zum Erliegen gebracht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal im Vergleich zum vierten Quartal 2019 im 2,2 Prozent.
Dabei handelt es sich nach Angaben der Statistiker um den mit Abstand stärksten Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und den zweitstärksten Rückgang seit der deutschen Vereinigung. Nur im ersten Quartal 2009 fiel der Rückgang mit minus 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal noch dramatischer aus.
Arbeitsmarkt zunächst noch stabil
Auch bei der Zahl der Beschäftigten deutet sich im ersten Quartal bereits eine Trendwende an. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland belief sich auf 45 Millionen und legte damit im Vergleich zum Vorjahresquartal nur noch um 147.000 Personen oder 0,3 Prozent zu. Nach Auskunft der Statistiker hat es eine so geringe Dynamik bei der Beschäftigtenzahl zuletzt im zweiten Quartal 2010 gegeben.
Der noch positive Trend wurde dabei von den abhängig beschäftigten Arbeitnehmern getragen. Ihre Zahl wuchs um 259.000 Personen oder 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die statistischen Auswirkungen waren aber nur deshalb so gering, weil auch Kurzarbeitende als Erwerbstätige zählen.
Bis Ende April lagen jedoch bereits 751.000 Anzeigen auf Kurzarbeit für bis zu 10,1 Millionen Beschäftigte vor. Der Anstieg der Kurzarbeit wird einen starken Einfluss sowohl auf die Verdienstentwicklung als auch auf die der Arbeitsstunden haben – und somit auch das zu verbeitragende Einkommen in der Gesetzlichen Krankenversicherung beeinflussen.
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Industrieproduktion waren im März gravierend. Der Einbruch im Produzierenden Gewerbe beläuft im Vergleich zum Februar 2020 auf 9,2 Prozent. Am stärksten wurde die Autoindustrie mit einem Rückgang von 31,2 Prozent getroffen.
Mehr Importe von Medikamenten
Doch es gab auch Krisengewinner: So lag der Wert der hergestellten Antibiotika im März um 26 Prozent höher als im Vorjahresmonat und elf Prozent höher als im Februar 2020. Anders als in anderen Branchen legte auch der Import pharmazeutischer Erzeugnisse im März kräftig zu, und zwar um 20,6 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro.
Andere Güter verzeichneten in der Produktion sogar ein Allzeithoch: Die Herstellung von Desinfektionsmittel nahm um 123 Prozent zu – mit knapp 12 .000 Tonnen Wirkstoffgewicht wurde weit mehr als doppelt so viel hergestellt wie im März 2019. Freuen konnten sich ebenfalls die Hersteller von Toilettenpapier (17 Prozent plus im Vergleich zum März 2019) und von Nudeln (82 Prozent plus). (fst)