Gefährliche Hitze
Altenhilfeverbände fordern Refinanzierung von Klimaschutz
Alten- und Pflegeheime könnten viel klimäschädliches CO2 einsparen. Dazu bräuchte es allerdings mehr Investitionen in Gebäudesanierung und neue Fahrzeuge, mahnen konfessionelle Fachverbände.
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Die zunehmend aggressive Sonneneinstrahlung erfordert Investitionen. Wie in die Jahre gekommene Alten- und Pflegeheime die energetische Gebäudesanierung stemmen sollen, wird derzeit diskutiert.
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Berlin. Nach den Krankenhäusern rufen auch Altenheime nach einer stärkeren Refinanzierung von Klimaschutzmaßnahmen.
„Ob Gebäude, Fahrzeuge oder Lebensmittel: Einrichtungen und Dienste der Langzeitpflege bieten ein großes Potenzial, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Umso wichtiger ist es, sie bei den notwendigen Maßnahmen zu unterstützen“, sagte der Vorstandschef des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), Wilfried Wesemann, anlässlich des weltweiten Erdüberlastungstags am Donnerstag.
Klimaschutz müsse in den Sozialgesetzbüchern verankert und entsprechend refinanziert sein, sagte Wesemann. Die gemeinnützigen Träger verfügten nicht über ausreichend Finanzmittel, um etwa Investitionen in die energetische Gebäudesanierung zu tätigen.
„Nicht auf Heimbewohner abwälzen“
Die Vorstandschefin des Verbands katholischer Altenhilfe (VKAD), Eva-Maria Güthoff, betonte, die für Klimaschutz nötigen Investitionen dürften nicht auf die Pflegebedürftigen „abgewälzt“ werden. Vielmehr seien Klimaschutzkosten in den Pflegesatzverhandlungen mit den Kassen „dringend“ zu berücksichtigen.
Als Beispiel nannte Güthoff die Erzeugung günstigen Ökostroms auf der Dachfläche eines Altenheims. Erzielte Einsparungen daraus dürften anschließend nicht angerechnet werden, sondern seien für eine weitere Klimasanierung der Einrichtungen bereitzustellen. „Innovatives Wirtschaften im Sinne des Klimaschutzes darf nicht bestraft werden“, so die Verbandschefin.
Die kirchlichen Fachverbände DEVAP und VKAD vertreten eigenen Angaben zufolge mehr als 2200 stationäre Einrichtungen der Altenhilfe sowie gut 1500 ambulante Dienste und bundesweit rund 200 Pflegeschulen.
Streitpunkt Investitionskosten
Die Finanzierung der bei Alten- und Pflegeheimen anfallenden Investitionskosten ist laut Sozialgesetzbuch XI auch Sache der Länder. Allerdings lässt sich der entsprechende Paragraf auch so interpretieren, dass „betriebsnotwendige Investitionsaufwendungen“ zumindest teilweise von den Heimbewohnern zu tragen sind.
Der Verband der Ersatzkassen hatte jüngst vorgerechnet, dass sich die Eigenanteile der Pflegebedürftigen bei ausreichender Übernahme der Investitionskosten der Länder um durchschnittlich knapp 470 Euro im Monat absenken ließen.
Der Erdüberlastungstag – auch Earth Overshoot Day – wird jährlich vom Global Footprint Network ausgerufen. Er markiert das Datum, an dem so viele Ressourcen verbraucht worden sind, wie der Planet in einem Jahr ausgleichen kann. Global betrachtet fällt dieser Tag 2022 auf den 28. Juli. Für Deutschland galt er bereits am 4. Mai. Das Datum des Erdüberlastungstags war zuletzt im Jahr immer weiter nach vorne gerückt. (hom)