AOK Rheinland/Hamburg
Ambulante Notfallpatienten werden sehr oft in Kliniken versorgt
Gut die Hälfte aller ambulanten Notfallpatienten in Rheinland und Hamburg im Jahr 2018 sind im Krankenhaus versorgt worden – obwohl sie im ärztlichen Bereitschaftsdienst hätten behandelt werden können.
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Laut AOK-Bericht sind 55 Prozent der ambulanten Notfälle in Klinken „allgemeiner Natur“ .
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Düsseldorf. Im Rheinland und in Hamburg wurden im Jahr 2018 mehr als die Hälfte der ambulanten Notfallpatienten im Krankenhaus versorgt. Bei 55 Prozent von ihnen wurde lediglich die Notfallpauschale abgerechnet – ein Indiz dafür, dass die Patienten im vertragsärztlichen Notfalldienst besser aufgehoben gewesen wären. Das zeigt der aktuelle Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg.
Er untermauert nach Einschätzung von Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der Kasse, die Notwendigkeit einer Reform der Notfallversorgung. „Wo es bisher nicht gelingt, Notfälle in die richtige Versorgungsform zu steuern, sind Strukturen zu ändern“, betont er. „In der Notfallversorgung brauchen Patientinnen und Patienten klare, schnelle, verlässliche und effiziente Angebote und Strukturen.“
Schwerpunkt Notfallversorgung
Dem Bericht liegen Routinedaten der Krankenkasse und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung zugrunde sowie Daten aus einer Reihe von externen Quellen. Schwerpunktthema ist die Notfallversorgung.
2018 gab es im Rheinland und in Hamburg 406 ambulante Notfallbehandlungen je 1000 Versichertenjahre. 56,4 Prozent der Patienten wurden im Krankenhaus versorgt. Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Im Rheinisch-Bergischen Kreis waren es 69,0 Prozent, in Krefeld 40,6 Prozent.
In Krefeld nahmen 88,8 Prozent aufgrund von Atemwegserkrankungen die ambulante Notfallbehandlung im Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch, in Hamburg dagegen nur 59,5 Prozent.
Der Durchschnitt lag im Einzugsgebiet der AOK Rheinland/Hamburg bei 75,8 Prozent. Mit Verletzungen gingen im Schnitt 74,3 Prozent ins Krankenhaus – mit einer Spannbreite von 63,6 Prozent (Krefeld) bis 88,0 Prozent (Leverkusen).
Große regionale Unterschiede
„55 Prozent der ambulanten Notfälle im Krankenhaus sind allgemeiner Natur und hätten nicht das Leistungsangebot eines Krankenhauses benötigt“, heißt es in dem AOK-Bericht.
Bei ihnen haben die Kliniken lediglich die Notfallpauschale abgerechnet. In 18 Prozent der Fälle wurde eine weitere fachspezifische Leistung abgerechnet. „Je nach Struktur und diensthabendem Mediziner sind diese fachspezifischen Kenntnisse im Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst nicht jederzeit vorhanden.“
Als „krankenhausspezifische Notfälle“ stuft der Bericht insgesamt 28 Prozent ein. Hier wurden diagnostische Leistungen wie Labor-, Röntgen oder CT-Untersuchungen erbracht, was im Notfalldienst der niedergelassenen Ärzte meist nicht möglich ist.
Die Häufigkeit von stationären Notfallbehandlungen war 2018 mit 141 je 1000 Versichertenjahren deutlich geringer. Das Verhältnis zwischen ambulanter und stationärer Notfallversorgung hat sich von 2013 bis 2018 verschoben: Während die Gesamtzahl der Notfälle konstant geblieben ist, ist die Zahl der ambulanten Notfallbehandlungen im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst um zehn Prozent zurückgegangen.
Große regionale Unterschiede
Laut dem Bericht landen rund zehn Prozent der Patienten mit einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt nicht in den dafür spezialisierten stationären Einrichtungen. Auch hier gibt es wieder große regionale Unterschiede.
Während in Krefeld, dem Rhein-Kreis Neuss, Solingen, Essen und Oberhausen sämtliche Patienten mit Herzinfarkt vom Rettungsdienst in eine Klinik mit Linksherzkatheter-Messplatz gebracht werden, sind es im Rheinisch-Bergischen Kreis nur 80,8 Prozent.
Bei der Versorgung von Patienten mit Schlaganfall ist die Spannbreite noch größer. In Krefeld werden 99,2 Prozent von ihnen in eine Klinik mit einer Stroke-Unit gebracht, in Mülheim an der Ruhr nur 67,5 Prozent.
Defizite sieht der Gesundheitsreport auch bei der mechanischen Thrombektomie nach Schlaganfall, die in einer Stroke-Unit erfolgen muss. Wenn es keine Möglichkeit für diese Behandlung gibt, sollten Patienten per Rettungswagen in eine andere Klinik verlegt werden, betont die AOK Rheinland/Hamburg. In der Praxis geschehe das aber selten.
„Das Behandlungsverfahren ist somit in den meisten Regionen maßgeblich davon abhängig, in welches Krankenhaus die Patientinnen und Patienten zuerst eingeliefert werden.“