Kommentar zur Strategie „Globale Gesundheit“

„Anycountry“ ist längst bittere Realität

Die Bundesrepublik will mit einer neuen Strategie die „globale Gesundheit gemeinsam gestalten“. Schon vor Jahren wollte sie das – passiert ist nichts. Auf was warten wir eigentlich noch?

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Es brauchte keinen weiteren Beleg, dass Gesundheit global gedacht werden muss. COVID-19 hat die Welt auf den Kopf gestellt und alle zuvor ausgedachten Krisenszenarien übertroffen.

Wer erinnert sich da noch an „Anycountry“, der Kunst-Schöpfung eines Landes, in dem die Einkommen gering sind. Dort bricht plötzlich eine tödliche Krankheit aus. Sie wird über die Atemwege übertragen und droht sich weltweit auszubreiten.

Ein Szenario, das sich die Gesundheitsminister der G-20-Staaten mit Vertretern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank 2017 ausgedacht haben. Es ging um grenzüberschreitendes Krisenmanagement, um Meldewege, die Organisation internationaler Hilfen und nicht zuletzt um die Stärkung der WHO.

Eine der Corona-Lehren: global denken

„Together Today für Healthy Tomorrow“ – der Schulterschluss der Minister mit Kanzlerin Angela Merkel. Am Ende stand eine wortreiche „Berliner Erklärung“, im Frühjahr 2017 verabschiedet und beim großen Krawallgipfel im Sommer in Hamburg besiegelt. Leider medial ziemlich untergegangen.

Drei Jahre später – mitten in der Krise – gibt es wieder ein Papier, diesen Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet, wieder überschrieben mit dem starken Titel „Verantwortung – Innovation – Partnerschaft: Globale Gesundheit gemeinsam gestalten.“ Wie auch sein Vorgänger Hermann Gröhe beschwört Gesundheitsminister Jens Spahn, Gesundheitsschutz globaler zu denken. Es sei eine der zentralen Lehren aus der Corona-Pandemie.

Lesen Sie dazu auch:

Auf den nächsten Bericht warten?

Nur, was ist passiert, nach dem „globalen Aufbruch“ vor drei Jahren? Die Überschriften der Berliner Erklärung sprechen Bände: globales Gesundheitskrisenmanagement, Stärkung der Gesundheitssysteme, Kampf gegen Antibiotikaresistenzen und Stärkung der WHO.

Die Realität ist, dass sich die WHO massiver Kritik erwehren muss, nicht erst nach dem Clinch mit US-Präsident Donald Trump und dem Austritt der USA aus der Organisation. Zur Erinnerung: Bereits vor drei Jahren standen die WHO und ihr Krisenmanagement in Afrika in der Kritik. Wenig ist passiert.

Der Ruf nach einer Reform der WHO wird immer lauter – auch seitens der Deutschen. Spahn: „Wir brauchen eine WHO, die Gesundheitsgefahren global vorbeugen und im Notfall schnell handeln kann.“ Auf was warten wir denn noch? Auf den nächsten Zwischenbericht der „neuen“ Strategie, der 2025 wieder nur Ziele beschreibt? „Anycountry“ ist im Jahre 2020 längst keine Simulation mehr, sondern bittere Realität.

Schreiben Sie dem Autor: vdb@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gastbeitrag

Österreich bleibt für deutsche Medizinstudierende attraktiv

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!