BVAP

Arbeitgeberverband in der Pflege gegründet

Ein neuer Verband in der Pflege ist am Start: Die "Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche" (BVAP) hat sich zum Ziel gesetzt, einen Tarifvertrag für die gesamte Branche auszuhandeln.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Am Freitag (14. Juni) hat sich in Berlin die "Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflegebranche" (BVAP) gegründet.

Ihm gehören bislang allerdings nur Pflegeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, des Arbeitersamariterbundes und der Diakonischen Dienstgeber Niedersachsens an. Unterstützt wird der Verband vom Paritätischen Gesamtverband und der Volkssolidarität.

Zu Vorständen wurden Ulrich Bauch (Bundesgeschäftsführer Arbeitersamariterbund), Rüdiger Becker (Vorsitzender Diakonischer Dienstgeberverband Niedersachsen) und Gero Kettler (Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der AWO) gewählt.

Ziel ist es, einen Tarifvertrag auszuhandeln

Der neue Verband will baldmöglichst in Tarifverhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eintreten. Ziel sei der Abschluss eines Tarifvertrages für die gesamte Branche.

Auf Grundlage des „Pflegelöhneverbesserungsgesetzes“, das im Entwurf bereits vorliegt, soll der Tarif vom Arbeitsministerium auf alle Altenpflegeanbieter erstreckt werden können. Damit sind die Ziele des neuen Verbandes und die von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) identisch.

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge wird ein einheitlicher Tarifvertrag in Deutschland je nach gewähltem Niveau eine um zwischen 1,4 und 5,2 Milliarden Euro im Jahr höhere Lohnsumme in der Altenpflege auslösen.

Private Anbieter sind nicht begeistert

Bei den privaten Pflegeanbietern kommt die Gründung des neuen Verbandes nicht gut an. „Was da heute gegründet wurde, ist eher eine neue Vorfeldorganisation einer Partei, denn ein selbstbewusster und eigenständiger Arbeitgeberverband“, kritisierte Rainer Brüderle, Präsident des Arbeitgeberverbands der privaten Anbieter sozialer Dienste (bpa).

Bei dem Kuschelkurs der AWO mit Verdi frage man sich, ob die Gewerkschaft nicht gleich auch noch als neues Mitglied eingeladen worden sei, spottete Brüderle am Freitagnachmittag. Damit werde die Tarifautonomie geschwächt, ebenso wie die Position von Arbeitgebern und Gewerkschaften.

Verband kann für rund 50.000 Mitarbeiter sprechen

Der neue Verband kann Schätzungen aus der Branche für rund 50.000 Mitarbeiter sprechen. Insgesamt sind in der Altenpflegebranche 1,1 Millionen Menschen beschäftigt, rund 500.000 davon bei den privaten Arbeitgebern.

Bei der Bundesmitgliederversammlung des bpa am Freitag in Berlin betonte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, Professor Michael Hüther, dass die Aufgaben der Pflege in der Zukunft ohne privates Kapital nicht zu stemmen seien. Dafür müssten sie adäquate Renditen erzielen können. In der Branche werden vier Prozent Verzinsung mindestens erwartet.

Im Jahr 2030 werde das Marktvolumen von ambulanter und stationärer Pflege auf zusammen rund 67 Milliarden Euro im Jahr angewachsen sein. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei 23,6 Milliarden Euro.

Hüther plädierte zur Refinanzierung unter anderem für eine längere Lebensarbeitszeit.

Lesen Sie dazu auch: Großprojekt Pflege: Ist der Tarifvertrag der richtige Weg?

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview mit BDI-Chefin

Neumann-Grutzeck: „Wir dürfen uns durch die GOÄ nicht spalten lassen“

Lesetipps
eine geballte Faust

© andranik123 / stock.adobe.com

Kommunikation und Deeskalation

Gewaltprävention in der Arztpraxis: Der Ton gibt den Takt vor