Arzneiverkauf in der Praxis ist strittig

LONDON (ast). Apotheker, Ärzte, Patienten und Arzneimittelhersteller in Großbritannien beobachten mit Interesse die Pläne des Londoner Gesundheitsministeriums, Hausärzten das Dispensierrecht für rezeptfreie Arzneimittel einzuräumen. Die Pläne sind umstritten.

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Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte auf Anfrage der "Ärzte Zeitung", dass erwogen werde, Primärärzten des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service) den Verkauf von OTC-Präparaten (OTC = Over The Counter) zu erlauben. Dabei ist offenbar auch im Gespräch, Sprechstundenhilfen die Abgabe von OTC-Medikamenten zu erlauben. "Noch ist da nichts entschieden", sagte der Sprecher.

Schon bisher ist es einigen Hausärzten im NHS gestattet, in ihren Praxen verschreibungspflichtige Medikamente abzugeben und dafür auch die üblichen Gebühren zu verlangen. Das gilt aber nur für Praxen in Regionen, in denen es keine Apotheke gibt. Etwa 5000 NHS-Primärärzte machen von diesem Recht derzeit Gebrauch.

Besonders umstritten ist der Vorschlag, Hausärzten zu erlauben, die Gewinne, die sie mit der Abgabe von OTC-Medikamenten erwirtschaften, einzubehalten. Kritiker fürchten, dies könne Ärzte verleiten, Patienten "unnötige Arzneimittel" zu verkaufen, um den Praxisgewinn zu erhöhen. Allerdings weisen Fachleute darauf hin, durch die OTC-Verkäufe würden künftig weniger Arzneimittel zulasten des NHS verordnet werden. Das spare Steuergeld. Eine Entscheidung in dieser Frage werde "irgendwann in diesem Jahr" fallen, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Apotheker und Patientenverbände sehen den Vorstoß mit Skepsis. Fachleute halten einen Kompromiss für möglich, bei dem das Medizinabgabegesetz aus dem Jahr 1968 novelliert wird. Danach würde es Hausärzten künftig immer dann erlaubt werden, OTC-Medikamente zu dispensieren, "wenn keine angemessene Alternative" für den Patienten vorhanden ist.

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