Mehr Geld für Forschung

Auf der Suche nach Schwächen des Coronavirus

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat den Etat zur Erforschung des neuen Coronavirus verdreifacht. Bis ins menschliche Genom hinein suchen Wissenschaftler nach den Schwächen von SARS-CoV-2.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Für die Erforschung des Coronavirus und die Folgen der Pandemie stellt das Bundesforschungsministerium große Millionensummen bereit.

Für die Erforschung des Coronavirus und die Folgen der Pandemie stellt das Bundesforschungsministerium große Millionensummen bereit.

© Paulista/stock.adobe.com

Berlin. Das Bundesforschungsministerium fördert Projekte zur Erforschung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV2 und seiner ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen. Beim Förderaufruf am 3. März waren noch 15 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Jetzt hat Bundesforschungsministerin Anja Karliczek das Fördervolumen verdreifacht.

In einem schnellen Verfahren haben unabhängige Experten bis zum 11. Mai mehr als 500 Projektideen begutachtet. Knapp 90 Projekte höchster Priorität seien bislang zum Zuge gekommen, sagte die Ministerin bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin. Im Fokus stehe die Gesundheitsforschung

„Es ist faszinierend zu beobachten, wie breit sich die Wissenschaft des Themas angenommen hat“, sagte Karliczek. „Die Biologie des Virus und seine Verbreitungswege noch besser zu verstehen, ist der Schlüssel für wirksame Therapien und weitere mögliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus“, sagte Karliczek.

Niemals zuvor seien in Deutschland in so kurzer Zeit für die Erforschung eines einzelnen Themas so viele Ressourcen bereitgestellt worden, sagte die Ministerin. In Summe würden für die verschiedenen Forschungstöpfe mehr als eine Milliarde Euro ausgegeben. Vier Projekte wurden am Montag beispielhaft vorgestellt:

An der Ruhr Universität Bochum wird an klinisch relevanten Zellkulturmodellen geforscht. Aus pluripotenten Stammzellen züchten Professorin Stephanie Pfänder und Dr. Thorsten Müller seit Juni dreidimensionales organähnliches Lungengewebe. Daran lasse sich beobachten, wie das Virus in eine Zelle eintrete, wie es sich dort verhalte und wie es wieder austrete. Diese Technik ermögliche Tests mit antiviralen Wirkstoffen im Hochdurchsatzverfahren.

Ziel dieser Studie ist es, die Wirksamkeit der Behandlung von COVID-19-Patienten mit Blutplasma von Menschen zu untersuchen, die bereits Antikörper gegen das Virus entwickelt haben. In die Studie sollen Patienten mit einem schweren Verlauf eingeschlossen werden, die nicht beatmet werden müssen. Mehr als 1000 Personen seien bereits gescreent worden, mehr als 300 Antikörper bestimmt, berichtete Dr. Claudia Denkinger von der Universität Heidelberg.

Es gebe Hinweise, dass Plasma von Genesenen die Sterblichkeit bei Patienten mit SARS-, Ebola- oder Influenza-Infektionen verringern könne. Das Verfahren soll in bundesweit sechs Zentren erprobt werden. Es könne in künftigen viralen Pandemien als Blaupause dienen, um die Lücke zwischen dem Auftreten des Erregers bis zum Vorliegen eines Impfstoffes zu überbrücken.

Die Untersuchung versucht herauszufinden, welche Faktoren den Schweregrad von COVID-19 beeinflussen. Dazu könnten genetische Signaturen und die Blutgruppen gehören, berichtete Professor André Franke von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Von bislang 2000 Intensivpatienten in Spanien und Norditalien seien dafür Blutproben genommen worden.

Dabei zeige sich, dass Blutgruppe 0 wahrscheinlich ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf habe als Blutgruppe A. Auffällig sei zudem eine Variante auf Chromosom 3, die ebenfalls im Verdacht stehe, schwere Verläufe auszulösen. Erste Ergebnisse würden bereits für Ende August erwartet.

Der Lockdown habe unmittelbar Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen gehabt, berichtete Professorin Christine Holmberg vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie von der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Damit hätten Beziehungen auf einmal als „risikobehaftet“ gegolten.

Die ethnografische Studie solle helfen zu verstehen, welche Rolle soziale Beziehungen bei der Erlangung von Gesundheitsversorgung spielten. Es reiche nicht aus, alleine die körperlichen und ökonomischen Folgen der Pandemie zu bearbeiten. Die Studienergebnisse sollen im direkten Austausch mit der Politik besprochen werden.

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