Kommentar zur Corona-Forschung

Der Elfenbeinturm steht weit offen

Die Wissenschaft sammelt gerade Sympathiepunkte. Ihr aktueller Elan sollte über die Corona-Krise hinaus nicht erlahmen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Wissenschaft hat es in der jüngeren Geschichte in Deutschland nicht immer leicht gehabt. Das ist verständlich. Mit Kernkraft, Genmais oder Turbodünger konnte man in den vergangenen Jahrzehnten in der öffentlichen Wahrnehmung keine Sympathiepunkte holen.

Informatik, Robotik, Künstliche Intelligenz schaffen es aktuell auch nicht, die Herzen zu gewinnen und richtig herzlich begrüßt zu werden. Und das, obwohl diese Technologien den Alltag längst entscheidend mitprägen.

Dieses Kunststück ist jetzt den wissenschaftlichen Anstrengungen zur Abwehr des neuartigen Coronavirus gelungen. Das Vertrauen in die Wissenschaft sei im Verlauf der Virenkrise gigantisch gestiegen, hat sogar Wissenschaftsministerin Anja Karliczek am Montag festgestellt. Und: Die Wissenschaft sei in die Mitte der Gesellschaft gerückt.

Atmosphäre der Beschleunigung

Das lässt sich nachvollziehen. Erst wissenschaftliche Leistungen, sprich die Entwicklung von Impfstoffen und Therapien, werden den Menschen weltweit die Rückkehr in ein Leben ermöglichen, wie sie es bis Anfang des Jahres geführt haben. Kritik an den Milliarden, die der Staat in die öffentliche und private Wissenschaft pumpt, wird nicht laut.

Die Wissenschaft nimmt die Herausforderung an. Der Elfenbeinturm steht sperrangelweit offen. Auf PrePrint-Servern sind seit Beginn der Krise mehr als 3300 Arbeiten zu Corona in frühen Bearbeitungsstadien zur Diskussion gestellt worden. Von „citizen science“ und „crowd review“ ist die Rede.

Forschungsnetzwerken, wie dem der Universitätskliniken, wird eine Zukunft über Corona hinaus prophezeit. Es herrscht eine Atmosphäre der Beschleunigung.

Erwartungen und Vertrauen der Öffentlichkeit sollten besser nicht enttäuscht werden. Erst nach der Corona-Krise zeigt sich, welchen Fußabdruck die Wissenschaft im öffentlichen Bewusstsein hinterlassen haben wird. Und ganz im Ernst: Das sollte unbedingt ausführlich erforscht werden.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

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