Listenplatz 1 in Sachsen
Aus der Radiologie (höchstwahrscheinlich) in den Bundestag
Dr. Paula Piechotta ist die Nummer 1 der Grünen auf der sächsischen Landesliste für die Bundestagswahl. Sie hat schon klare Vorstellungen, wo sie anpacken will – auch bei der Gesundheitspolitik.
Veröffentlicht:Leipzig. Dr. Paula Piechotta wird wohl schon bald als neue Abgeordnete dem Deutschen Bundestag angehören. Die Leipziger Ärztin hat den Listenplatz 1 der sächsischen Grünen inne, sodass sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit für die neue Legislaturperiode in das Parlament gewählt werden dürfte. Darüber hinaus tritt sie in einem der beiden Leipziger Wahlkreise als Direktkandidatin an. Diesen Wahlkreis hatte 2017 der Linken-Politiker Sören Pellmann direkt gewonnen. Im Unterschied zum Urnengang vor vier Jahren wird es dieses Mal keine Wahlempfehlung der Grünen für Pellmann geben. Sie setzen auf einen Sieg ihrer Kandidatin Piechotta im Süden Leipzigs.
Die 34 Jahre alte Ärztin hatte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Humanmedizin studiert und dort auch promoviert. Ihre Facharztausbildung als Radiologin absolvierte sie an den Universitätsklinika Heidelberg und Leipzig. Am Leipziger Uniklinikum ist sie derzeit auch als Fachärztin für Radiologie tätig.
Ob sie auch als Bundestagsabgeordnete weiter als Ärztin arbeiten wolle, könne sie jetzt noch nicht sagen. „Das hängt von sehr vielen Variablen ab, die sich erst in den Wochen nach dem Wahlabend klären werden.“
Problem der Vergütung im Gesundheitswesen
Wenn sie in den Bundestag einziehen sollte, will sie sich dort unter anderem der Gesundheitspolitik widmen. Ein Anliegen ist ihr dabei eine Art der Vergütung im Gesundheitswesen. „Wir wollen neben der auf den Fallzahlen basierenden Vergütung eine Säule der Strukturfinanzierung in der stationären Versorgung einführen“, erläutert Piechotta. „Außerdem streben wir perspektivisch eine gemeinsame Abrechnungssystematik für stationäre und ambulante Leistungen an.“
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Als weiteres Ziel nennt sie eine bessere Einhaltung von Arbeitszeit-Regeln und einen Schutz vor Überlastung durch Personalmangel im Gesundheitswesen. „In den vergangenen Jahren haben wir die Studien zu überdurchschnittlichen Fehltagen von Pflegekräften aufgrund von Depression im Vergleich zur Normalbevölkerung oder auch beispielsweise die Zahlen aus dem Ärztemonitor 2018 zu Erschöpfungsgefühlen bei Ärztinnen und Ärzten immer wieder mit großer Bestürzung diskutiert“, sagt Piechotta.
„Anders als die Generationen vor uns sind wir als jüngere Generation von Ärztinnen und Ärzten, aber auch als Gesundheitsberufe insgesamt, zu großen Teilen nicht mehr bereit, diese Zahlen hinzunehmen.“ Sie fügt an: „Wir wollen anderen Menschen helfen, aber dabei selbst gesund bleiben.“ Deswegen forderten junge Ärztinnen und Ärzte stärker bessere Arbeitsbedingungen ein und entschieden sich seltener für eine Niederlassung.
Mehr Gesundheitsschutz für die Gesundheitsberufe
„Ich möchte diese Kolleginnen und Kollegen im Bundestag vertreten und mich für diese Forderungen stark machen“, sagt Piechotta. Dazu gehöre, dass „alle politischen Eingriffe in das Gesundheitswesen immer auf ihre Wirkung auf die konkreten Arbeitsbedingungen“ überprüft, und der „betriebliche Gesundheitsschutz gerade auch für die Gesundheitsberufe“ verstärkt werden sollte. Außerdem sollte nach den Vorstellungen von Piechotta der durch Bürokratie bedingte Arbeitsaufwand reduziert, neue Arbeitszeitmodelle ermöglicht und arbeitszeitrechtliche Sonderregelungen für die Gesundheitsberufe kritisch geprüft werden.
Piechotta wünscht sich außerdem bessere Hygiene-Konzepte, um das Problem der Krankenhaus-Infektionen und multiresistenten Erreger gezielt angehen zu können. „Wir haben gesehen, welche hygienischen Verbesserungen wir in der Corona-Pandemie in der Praxis realisieren konnten“, sagt Piechotta. „Dieses Wissen müssen wir mitnehmen in die Regelversorgung der nächsten Jahre.“
Es seien beispielsweise „genügend Investitionsmittel für Einzelzimmer auf den Klinik-Stationen nötig, um Patientinnen und Patienten erfolgreich isolieren zu können“. Außerdem seien neue Anreizsysteme für das Personal etwa zur Händehygiene erforderlich, und die Bereiche Mikrobiologie und Infektiologie müssten weiter gestärkt werden. (sve)