„Ein schwieriger Spagat“

Svenja Appuhn – Eine Medizinstudentin will in den Bundestag

Svenja Appuhn studiert in Hannover Medizin und bewirbt sich für die Grünen um ein Bundestagsmandat. Ihre Erfahrungen in der Klinik will sie in politische Forderungen ummünzen.

Christian Beneker Veröffentlicht:
Svenja Appuhn ist Sprecherin der Grünen Jugend in Niedersachsen.

Will junge Menschen ansprechen, die keine Lust „mehr haben auf Klimakrise und Ungerechtigkeit“: Svenja Appuhn ist Sprecherin der Grünen Jugend in Niedersachsen.

© Privat

Hannover. Svenja Appuhn hatte sich als 16-Jährige darüber aufgeregt, dass die Mitschüler aus der Hauptschule in der Nachbarschaft ihres eigenen Gymnasiums so deutlich weniger Chancen hatten, als die Schüler auf ihrem Gymnasium. „Da gab es viele Migrantenkinder, viele soziale Probleme und keine Schülervertretung, die das Gefühl gehabt hätte, gehört zu werden“, berichtet Appuhn. „Das hat mich sehr umgetrieben und mich politisiert“, sagt die heute 23-Jährige.

Inzwischen studiert sie in Hannover Medizin. Und sie ist Sprecherin der Grünen Jugend in Niedersachsen. Und sie steht auf der niedersächsischen Landesliste zur Bundestagswahl auf dem Listenplatz 33. Das ganze Paket nennt sie „einen schwierigen Spagat“.

Appuhn „mag scharfes Essen, soziale Gerechtigkeit und die Verkehrswende“, schreibt sie auf ihrem Twitter-Account. Appuhn gehört zu den jungen Kandidaten, die ihr politisches Feuer noch aus der direkten Begegnung mit den Problemen vor Ort ziehen. „Wir wollen junge Menschen ansprechen, die keinen Bock mehr haben auf Klimakrise und Ungerechtigkeit“, sagt sie. Das betrifft auch ihre gesundheitspolitischen Positionen.

Schwarze Zahlen stünden vor Patienten

„In meinem ersten Blockpraktikum ist die Dame aus dem Controlling gekommen und hat einem Assistenzarzt erzählt, welche Patienten er jetzt entlassen müsse, da er die Grenzverweildauer überschritten habe“, berichtet sie. „Es gab Abteilungskonferenzen, wo Ansagen gemacht wurden, wie Patienten behandelt werden sollen, damit sie mehr Geld bringen.“ Da werde nicht entschieden, was gut sei für die Menschen, sondern für die Aktionäre und die schwarzen Zahlen des Krankenhauses, so Appuhn.

Überhaupt – die Ökonomisierung: Sie habe dazu geführt, dass die Gesundheitsvorsorge, die ein öffentliches Gut sei, privatisiert wurde und nun private Gewinninteressen bediene. „Das muss man dringend umdrehen“, sagt die Grüne. Warum nicht über Gewinnbegrenzungen bei Krankenhäusern nachdenken oder gar über Gewinnverbote? Warum nicht Kommunen mit Mitteln ausstatten, damit sie ihre Kliniken rekommunalisieren können?

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Die Fallpauschalen seien „grandios gescheitert“ und hätten diejenigen, die im Gesundheitssystem ohnedies benachteiligt werden, weiter „prekariatisiert“: Putzkräfte oder Mitarbeiterinnen in der Wäscherei, „deren Jobs outgesourct und unter Tarif bezahlt werden.“

Der Listenplatz 33 ist kein aussichtsreicher Listenplatz, um in den Bundestag gewählt zu werden, räumt Appuhn ein. „Trotzdem machen wir Wahlkampf, um zu zeigen: Man kann etwas ändern!“ Und bleibt noch Platz für ein Privatleben? Da lacht die Kandidatin: „Nächste Frage!“

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