Vorläufige Finanzergebnisse

Ausgabenwelle treibt Krankenkassen tief ins Minus

Keine der großen Kassenarten kann sich 2019 ins Plus retten. Die Ausgaben steigen teilweise um mehr als sechs Prozent je Kopf.

Von Florian Staeck Veröffentlicht: | aktualisiert:
Das GKV-weite Jahresminus könnte bei rund 1,5 Milliarden Euro liegen.

Das GKV-weite Jahresminus könnte bei rund 1,5 Milliarden Euro liegen.

© Christian Ohde / chromorange / picture alliance

Berlin. Die Krankenkassen sind 2019 vermutlich kollektiv ins Defizit gerauscht: Das geht aus vorläufigen Finanzergebnissen für 2019 hervor, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegen. Das GKV-weite Minus könnte bei mindestens 1,5 Milliarden Euro liegen (siehe nachfolgende Grafik).

Die AOK-Gemeinschaft schließt das Vorjahr mit einem Minus von 122 Millionen Euro ab. 2018 hatte in der Bilanz noch ein Überschuss von 1,1 Milliarden Euro gestanden.

Eindeutig ist der Trend auch bei den Leistungsausgaben: Um 4,4 Prozent sind sie im Vorjahr in der AOK-Familie gestiegen (2018: 1,4 Prozent). Von einer Entlastung durch sinkende Beiträge, die die Politik den Versicherten versprochen habe, könne keine Rede mehr sein, sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands.

Keine bessere Versorgung

Die Kassen spürten einen erheblichen Druck auf die Beiträge, „die Versicherten erleben aber noch keine bessere Versorgung“, so Litsch.

Noch tiefer in die roten Zahlen rutscht das Ersatzkassensystem. Die sechs vdek-Kassen verbuchen ein Minus von 859 Millionen Euro (2018: plus 561 Millionen Euro).

Auffällig hier: Das Defizit, das nach drei Quartalen noch bei 402 Millionen Euro lag, hat sich bis Jahresende verdoppelt. Beigetragen dazu hat auch, dass die Techniker Kasse Anfang 2019 den Zusatzbeitrag gesenkt hat, um ihre hohen Rücklagen abzubauen.

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Augenmerk wieder mehr auf Ausgaben

Die TK allein weist nach eigenen Angaben 2019 ein Minus von 472 Millionen Euro aus. Die Leistungsausgaben sind um 6,3 Prozent je Versicherten in die Höhe geschossen. Im gesamten Ersatzkassenverband liegt der Anstieg bei 5,61 Prozent je Versicherten. Demgegenüber nahmen die Einnahmen nur um 3,64 Prozent.

Für die vdek-Chefin Ulrike Elsner belegen die Zahlen, dass das „politische Augenmerk wieder mehr auf die Ausgabenentwicklung gelegt werden muss“. Ebenso wie bei Arzneimitteln (plus 5,8 Prozent) haben auch die Ausgaben für Ärztehonorare stärker als im Vorjahr zugelegt, und zwar um 4,2 Prozent (2018: 3,5 Prozent). Bei Heilmitteln sind die Ausgaben aufgrund gesetzlich vorgegebener Vergütungsanpassungen sogar um 12,8 Prozent in die Höhe geschossen.

Die Innungskassen melden nach vier Quartalen ein negatives Saldo von 231,2 Millionen Euro. Bis Ende September hatte das IKK-System noch ein Minus von 106 Millionen Euro verzeichnet. Für das BKK-System beläuft sich das Defizit im Gesamtjahr 2019 auf 295 Millionen Euro. Auch hier hat sich die Negativ-Entwicklung zum Jahresende nochmals beschleunigt, denn nach drei Quartalen stand noch ein Ausgabenüberschuss von 146 Millionen Euro in den Büchern.

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