Bahr empfiehlt Studenten das Prinzip Lust
Der Bundesgesundheitsminister im Dialog mit Medizinstudenten: Bei der konkreten Berufswahl warnt er vor einer einseitigen ökonomischen Orientierung - und empfiehlt mehr Lust.
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Medizinstudenten (im Hintergrund) - der Minister empfiehlt ihnen Lust als Leitmotiv für die Berufswahl.
© Bernhard Claasen / imago
LÜBECK. Medizinstudenten sollten bei ihrer Berufswahl nicht das Einkommen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidung stellen. Wichtiger ist nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Freude an dem gewählten Fach.
"Lassen Sie sich nicht vom aktuellen Umsatz einer Arztgruppe leiten - das kann sich schnell ändern", sagte Bahr (FDP) im Rahmen einer Diskussion mit Lübecker Medizinstudenten. Er verwies in diesem Zusammenhang auf jederzeit mögliche Änderungen in der Honorarverteilung.
Er riet den Studenten, sich bei der Fächerwahl von den persönlichen Vorlieben leiten zu lassen.
Das könnte in Lübeck offenbar bei vielen Nachwuchsmedizinern die Allgemeinmedizin werden. Im Gespräch mit dem Minister und Vertretern der Universität interessierten sich viele Studenten besonders für die Hausarzttätigkeit.
Der neu berufene Lübecker Professor für Allgemeinmedizin Martin Träder verwies nach Vermutungen der Studenten, Hausärzte seien unterbezahlt, auf die hohe Planungssicherheit und ein verlässliches Einkommen für seine Arztgruppe.
Kooperation als Chance
Bahr riet den Studenten, sich nicht auf das in den Medien vermittelte Bild zu stützen, sondern eigene Erfahrungen zu sammeln. In den vergangenen Jahren sei häufig zu einseitig über negative Begleitumstände für die Allgemeinmedizin in Deutschland gesprochen worden.
"Glauben Sie bloß nicht, dass das Landarztleben in Norwegen oder in der Schweiz angenehmer als bei uns wäre. An der Schlei lässt es sich gut leben", sagte Bahr unter Hinweis auf eine schleswig-holsteinische Region.
Zugleich verwies er darauf, dass immer mehr Ärzte auch in der Fläche kooperieren und nicht zwangsläufig als Einzelkämpfer auftreten.
Kontrovers diskutierte Bahr mit Ärzten und Studenten über eine Verpflichtung zur Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ). Bahr war sich mit Dr. Hannelore Machnik, Vizepräsidentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, einig, dass freiwillige Module die Motivation für das Fach fördern.
Hausarzt Dr. Frank Niebuhr aus Lübeck hält dagegen eine Verpflichtung für sinnvoller. Auch Träder warb für eine "Chance, das Fach lieben zu lernen: Bislang lernen zu wenige die Allgemeinmedizin kennen."
Keine Versprechungen konnte Bahr in Bezug auf die noch vermissten Lehrstühle für Allgemeinmedizin im Norden machen. In Lübeck fehlt noch eine Professur für Forschung, in Kiel ist derzeit kein Lehrstuhl in Sicht. Die Finanzierung ist aber nicht Bundes-, sondern Ländersache.